Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Argwohn und nun hat er sich auf immer verstümmelt.“
Ich ging zu dem Neger, der allerdings kein gutmüthiges Gesicht hatte, und fragte ihn, ob er ein Christ sei. Er antwortete kurz: „Nein.“ Ob er von Christo gehört habe? Er antwortete wieder: „Nein.” Ich sagte zu dem Sklaven, daß er, wenn er ihn gekannt hätte, diese That nicht verübt haben würde u. s. w., aber daß er sich auch jetzt noch nicht verlassen glauben dürfe, denn derjenige, der gesagt habe: „Kommet her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid,” habe auch zu ihm gesprochen und könne auch ihn trösten und erquicken.
Er hörte mich anfangs mit düsterer Miene an, allmälig aber erheiterte sich sein Gesicht, und endlich sah er ganz weich aus. Diese verbitterte Seele war offenbar noch zugänglich und offen. Die Sonne glänzte auf den Hof des Gefängnisses herein, wo er mit seiner verstümmelten Hand und mit schweren Ketten an den Füßen saß, aber kein Christ kam hieher, um ihm das Evangelium der Gnade zu predigen.
Die Thüre des Gefängnisses wurde von einem Neger geöffnet, der gleichfalls schwere Ketten am Fuß hatte. Dieser Mann sah so gutmüthig und so gefällig aus, daß ich mit einiger Verwunderung fragte:
„Aber dieser da, was hat er denn gethan, um so gefesselt zu werden?“
„O, antwortete der Aufseher lächelnd, just nichts; aber sein Herr hatte ihn ausgeliehen, um in den Kohlengruben zu arbeiten, und dort geschah etwas Unangenehmes. Seitdem wollte der Bursche nicht mehr dort arbeiten und weigerte sich hinzugehen. Zur Strafe will ihn sein Herr jetzt verkaufen und hat ihn zu fesseln befohlen, bloß um ihn zu demüthigen.”
Dieß war vollkommen gelungen. Der arme Neger war so verlegen und so beschämt, daß er nicht zu wissen schien, wohin er seine Augen wenden sollte, während
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/409&oldid=- (Version vom 4.12.2023)