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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

der Aufseher seine Geschichte erzählte; dabei sah der starke Mann so gutmüthig und so weich aus, daß man wohl bemerkte, daß er leichter eine Ungerechtigkeit erlitt, als sich zu Trotz und Rache reizen ließ wie der andere Neger. Er war offenbar ein guter Mensch und hätte einen bessern Herrn verdient.

In einem andern Gefängniß saß ein schöner kleiner weißer Junge von sieben Jahren zwischen großen Negermädchen. Der Junge hatte helle Haare, die schönsten hellbraunen Augen und Rosen auf seinen Wangen; er war jedoch von einer farbigen Mutter, einer Sklavin da, und sollte verkauft werden. Sein Preis war 350 Dollars. Die Negermädchen schienen den weißen Jungen sehr zu lieben, und er war ihrer Pflege übergeben; ob zu seinem Besten, möchte ich kaum glauben. Kein mütterliches, christliches Weib besuchte den unschuldigen gefangenen Knaben oder die jungen Mädchen. Sie waren dem heidnischen Leben und den Finsternissen des Gefängnisses preisgegeben.

In einem andern Jail wurden sogenannte Fancy girls (Lustdirnen) für geneigte Käufer gehalten. Sie waren schöne, helle Mulattinnen oder beinahe weiße Mädchen.

In einem Jail sahen wir das Zimmer, wo die Sklaven (Weiber sowohl als Männer) gepeitscht werden. Sie werden dort mit eisernen Ringen, die im Boden befestigt sind, festgehalten und an Händen und Füßen gefesselt, nachdem man sie niedergelegt hat.

Ich sah an dem Kuhhautriemen das Stück Holz, womit sie gepeitscht werden, und ich bemerkte: „Schläge von diesem Ding da können doch nicht sehr wehe thun?“

„O doch, antwortete der Aufseher grinsend und mit bedeutungsvoller Miene. Das Ding kann so große Schmerzen machen wie irgend ein anderes Instrument, denn man kann mit diesem Riemen viel schlagen, ohne

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/410&oldid=- (Version vom 5.12.2023)