Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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gekleidete Hochzeitgäste auf Fußwegen ans Ufer hinab. Sie waren einfach, aber geschmackvoll gekleidet, ungefähr so wie man sich in den Städten zur Gesellschaft anzieht, obschon sie schlichtere Zeuge trugen.
Eines Abends als ich etwas spät über die Berge nach Hause ging, sah ich auf dem Fußweg, in dem ich dahinwandelte, einen Mann in blauer Arbeiterblouse sitzen, die Stirne an die Hand gelehnt, in welcher er ein Nastuch hielt. Als ich näher kam, nahm er die Hand weg und sah mich an, und ich sah eine irländische Nase in einem gutmüthigen, freundlichen Gesicht, das mir ein Mann von etwa dreißig Jahren zeigte. Er sagte auf englisch:
„Es ist sehr warm.“
»Ja,” sagte ich, indem ich stehen blieb; „und Sie haben schwer gearbeitet?“
„Ja, meine Hände sind ganz verderbt!“ Und er zeigte blaue und geschwollene Hände.
Ich fragte ein wenig nach seinen Umständen. Er war ein Irländer, hieß Jim und war hieher gekommen, um Arbeitsverdienst zu suchen. Diesen hatte er hier auch gefunden und er konnte in der Fabrik 20 Dollars monatlich verdienen. Aber dennoch liebte er das alte Land mehr und beabsichtigte dahin zurückzukehren, sobald er 1000 Dollars beisammen hätte.
Ich fragte ihn, ob er verheirathet sei.
„Nein;“ er hielte es fürs Beste unverheirathet zu bleiben. Er fragte hierauf, ob ich verheirathet sei.
Ich antwortete „nein,“ ich denke wie er, daß es am besten sei ledig zu bleiben, und dann sagte ich ihm ein freundliches Lebewohl.
Aber er stand auf und folgte mir mit den Worten:
„Und Sie wandern hier so allein herum, Miß! Finden Sie es nicht langweilig, so allein herumzugehen?“
„Nein, Jim, ich liebe es allein zu gehen.“
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/427&oldid=- (Version vom 6.12.2023)