Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Gruß Dir und Kuß, mein Agathchen, an diesem kühlen, schönen Sonntagsmorgen, den ich auf einer Klippe mitten im Meer, umgeben von glitzenden, tanzenden Wogen feire. Ich bin bei Mrs. Bryant in ihrem Landhäuschen bei Nahant, einem kleinen Badort, etliche Meilen von Boston. Bostons Aristokratie hat da ihre Villen und Hütten, wo sie ein paar Monate im Jahr die Seeluft genießt oder badet, und hier in diesen niedlichen, von grünen, duftenden Pflanzen umschlungenen Wohnungen auf den kahlen Klippen ist ein ausgesuchter kleiner Gesellschaftskreis versammelt. Da ist die alte prächtige Mrs. Lee (Mutter der Mrs. Bryant) in ihrer Hütte; da ist Mr. Prescott, der treffliche Geschichtschreiber, mit seiner Familie, ferner der Prediger Bellows von New-York, Longfellows, Mrs. Skeyler, und mehrere andere interessante Personen, und man vergnügt sich heiter und gemüthlich bei kleinen Mittagessen oder bei Theesoupers an den Abenden. Die Americaner sind ein in hohem Grad gesellschaftliches Volk und lieben es nicht, sich ein- oder ihre Freunde auszuschließen.
Ich kam hieher, um Mrs. Bryant noch einmal zu sehen, die so freundlich gegen mich gewesen war; ich kam von Boston her, wo ich eine Woche bei meinem vortrefflichen Doctor Osgood zugebracht hatte, der, nachdem er mich als seine Patientin gesund gemacht, mich jetzt als Gast in seinem Haus glücklich machte, wo ich bloß einen stehenden Hader mit ihm hatte, nemlich daß er mich nicht schon früher seine Frau kennen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/442&oldid=- (Version vom 7.12.2023)