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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

den Regenschleier hindurch in der Entfernung auf grünen Höhen die heitern, gelben, zweistockigen Häuser des Schäkerdorfes erblickten.

Ungefähr wie nasse Hühner kamen wir aus unserm Karren hervor, aber bald öffnete sich uns gastlich eine Thüre, und zwei junge Schwestern mit sanften, blassen Gesichtern führten uns ins Gastzimmer. Hier war Alles so fein, so sauber und geputzt wie in einer Dockenstube. Ich übergab meinen Brief und sah seine gute Wirkung sogleich in einer größern Freundlichkeit und in den herzlichen Ausdrücken, womit man nach Harriet Hunt fragte.

Es war spät, als wir kamen. Die guten Schwestern regalirten uns mit Thee, mit gutem Butterbrod, Sülzen u. s. w., und auf meine Bitten sangen sie dabei einige geistliche Lieder. Ihr Wesen war still und nicht heiter, aber innig mild und friedlich. Nach dem Abendessen führten sie uns auf unsre Schlafzimmer, zwei große heile Zimmer, ohne alle unnöthige Zierrathen, aber durchaus sauber und bequem. Schwester Lavinia sorgte ganz besonders für uns.

Einige Lichtscheine im Westen hatten mich beim Sonnenuntergang auf einen hellen morgigen Tag hoffen lassen, und ich täuschte mich nicht. Die klarste Sonne leuchtete am Morgen über den Schäkerwohnungen und der idyllisch freundlichen Gegend, welche sie umgab und zum großen Theil ihrer Gesellschaft gehörte. Keine Wohnungen außer den ihrigen waren in der einsamen Gegend zu sehen. Zunächst um diese her war Alles so still, so geordnet, als ob es gar kein Arbeitsleben an Ort und Stelle gäbe. Dieses fand sich jedoch vor, aber so still und schweigsam, daß es uns beinahe geisterhaft erschien.

Nach dem Frühstück, welches die Schwestern reichlich und gut servirten, fragte man uns, ob wir die Schule sehen wollten, und als wir es bejahten, wurden

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/456&oldid=- (Version vom 8.12.2023)