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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

den Straßen umherrollte, um Anstalten zu besehen oder Besuche zu machen. Gleichwohl waren diese Tage durch allerlei Dinge angenehm, besonders durch den Umgang mit meinen liebenswürdigen Freunden Springs. Auch sie erfreuten sich ihrer und waren vergnügt. Angenehme Dinge und angenehme Menschen kamen täglich und stündlich; neue Pläne zu neuen Vergnügungen, und von Tag zu Tag verschoben Springs ihre Rückreise nach New-York und ich meinen Abschied von ihnen. Meine kleine Aerztin Miß Hunt machte alle Tage Jagd auf mich, um mich in ihre Wohnung zu bekommen. Lowells kamen, um mich nach Cambridge abzuholen; aber wir, ich und meine Freunde, waren unverbesserlich, wir trotzten allen Grundsätzen persönlichen Worthaltens und üblicher Ordentlichkeit, und hatten just in Munterkeit und unschuldigem Uebermuth beschlossen in unserer Grundsatzlosigkeit fortzufahren und noch ein Paar Tage in lustigem Sichgehenlassen in Boston zusammenzubleiben, als zwei telegraphische Depeschen hintereinander, die erste an Markus, die zweite an Rebekka ankamen mit den Worten: Euer kleines Kind ist sehr krank. Jetzt war es mit allem Vergnügen aus. Rebekka schwamm in Thränen der Angst; Markus traf mit Kummer in seinem guten Gesichte sogleich alle Anstalten zur Abreise, und zum guten Glück konnten sie schon ein Paar Stunden später mit der Eisenbahn abziehen und am nächsten Morgen früh in ihrer Wohnung Rosenhütte anlangen, wo Rebekka ihren kleinen Jungen todt zu finden fürchtete. In derselben Stunde, wo sie abreisten, wurde ich von dem schwedischen Consul Benzon in sein Haus abgeholt. Er und Markus und Rebekka hatten dieß meinetwegen so veranstaltet. Ich konnte nicht ohne Thränen von ihnen scheiden. Ich hatte mich mit ihnen glücklich gefühlt; sie sind so vortreffliche Menschen und ich hegte jetzt so inniges Bedauern mit ihnen, obschon es unmöglich ist, einen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/154&oldid=- (Version vom 9.9.2019)