Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/377

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

behandelt,“ antwortete sie, „aber …“ und sie ließ wieder bedeutsame Blicke umherrollen.

Ich hätte gewünscht, daß sie mehr gesprochen hätte, aber da sie dem Schiff angehörte, so wollte ich nicht mehr fragen. Zur Spionin kann ich mich nicht hergeben, das ist gegen meine Natur, und was ich nicht durch eigene Erfahrung und durch unmittelbare Fügung inne werde, das werde ich nicht inne. Jedenfalls hätte mir die Mulattin schwerlich etwas anderes sagen können, als was ich bereits weiß. Es gibt gute und böse Herrn, glückliche und unglückliche Sklaven, und das Sklaveninstitut ist — — eine große Lüge am Freiheitsleben der Menschheit und besonders der neuen Welt.

An Bord befanden sich einige Personen, die ich kannte, unter ihnen Miß Marie Plumb, ein lebhaftes seelenvolles Mädchen aus dem Staate New-York, die im Winter ihrer Gesundheit wegen in Savannah lebt. Sie hat eine schwache Brust und leidet im Winter sehr in den nördlichen Staaten. Mit südländischer Luft, eigentlich Savannahluft und Homöopathie lebt sie wieder auf. Ich widmete mich so wenig als möglich der Gesellschaft, erfreute mich am Schweigen und an der Flußfahrt, an dem schönen Tag und der stillen, freundlichen Scenerie, welche gegen die Auftritte des vorhergehenden Tages so sehr abstach. Als die Sonne untergegangen war und es, wie gewöhnlich in dieser Breite, schnell dunkelte, sah ich einen hellen, weißen Schein vom südlichen Himmel gegen das Zenith aufsteigen. Man sagte mir, dieß sei das Zodiakallicht. Dieser Schein war nicht flammend, gefärbt und hübsch, wie sehr oft unser Mondlicht, sondern ruhig, mild und sehr hell. Ein ernster älterer Herr, in dessen Gesellschaft ich auf dem Verdeck die Sternbilder betrachtete, sagte mir, daß man später im Sommer am Horizont das südliche Kreuz hervorschimmern und auch den größten

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/377&oldid=- (Version vom 19.1.2020)