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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

aber verschlossenen Jalousien, und man macht es in Amerika allgemein so). Ich ruhe und genieße, wie ich das hier zu Land noch nie gethan habe, denn hier erst habe ich das Recht bekommen, über mich selbst zu verfügen. Der rastlose Gedanke arbeitet jedoch, schreibt Romane und Dramen, die sämmtlich in Schweden spielen, obschon hiesige Scenen sie ins Leben rufen. Aber für Schweden lebe ich mit all meinem Dichten und Trachten.

Jetzt bist auch Du am Meer, meine Agathe, und tauchst Dich in die salzigen Wogen. Mögen die stillen Bäder von Marstrand Dir ebenso gut und stärkend sein, wie ich diese wilden oceanischen für mich fühle! Für Dich würden sie nichts taugen. Sie sind zu heftig.

Den 10. August.  

Wie schön ists hier zu sein, wie wohlthätig vor Ausfahrten in die Umgegend, vor dem angestrengten Hören und Lernen, vor dem Gesellschaftsleben und Unterhaltungen Ruhe zu haben und allein sein zu dürfen, schweigend und still! Und das Meer, das Meer, das große, herrliche Meer, wie belebend ists es zu betrachten, ihm zu lauschen, sich darin zu baden! Alle Morgen nach meinem Frühstück, welches aus Kaffee, karolinischen Reisgraupen und einem Ei besteht, sitze ich am Meeresstrand in einer Laube, die über das Dach einer Holzbude gebaut ist, sitze da mit einem Buch in der Hand und sehe ins Meer und auf die weiten Himmelsräume hinaus, sehe die Meerschweine schaarenweise an der Küste hinziehen und höre die großen Wogen zu meinen Füßen sich brechen und brausen. Die Meerschweine belustigen mich ganz besonders, sie gehen meistens paarweise, und wenn sie aus dem Meer hervorgucken, gleich als wollten sie „guten

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/160&oldid=- (Version vom 4.8.2020)