Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/161

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Tag“ sagen, machen sie eine biegende Bewegung mit dem ganzen Körper, so daß ihr ganzer oberer Theil über der Wasserfläche sichtbar wird; nach dieser langsamen und mit einer gewissen Methode gemachten Verneigung stecken sie den Kopf wieder hinab und verschwinden in den Wogen, erscheinen jedoch bald wieder auf dieselbe Art wie vorher. Sie sind große Fische (ich glaube ungefähr drei Ellen lang) scheinen von Gestalt unsern größten Lachsen nicht ungleich, und haben etwas Gravitätisches in ihren Bewegungen, während sie uns ihre Grüße aus der Tiefe bringen. Aber zuweilen machen sie hohe Sprünge. Weißt Du, warum ich ein Buch in der Hand habe, während ich Alles das ansehe? Damit die Leute glauben sollen, ich lese, und damit man mein Lesen respectire. Anders kann ich nicht im Frieden sein. Und ich bin durch dieß beständige Anreden fremder Personen, sowie durch ihre ewig gleichen Fragen so reizbar geworden, daß ich Herzklopfen bekomme, so bald sich jemand nur auf dieselbe Bank setzt wie ich, denn ich fürchte dann schon, man wolle mich anreden. Deßhalb wende ich bei solchen Aussichten sogleich die Augen dem Buche zu. Morgens ist jedoch mein luftiger Salon ziemlich frei von Leuten. Und die interessanten Meerschweine sind zuweilen die einzigen lebendigen Wesen, die ich sehe. Einige genußreiche Stunden habe ich durch ein Buch, nämlich Oersteds neulich herausgegebenes viertes Heft seiner Schrift: „Der Geist in der Natur“ gehabt, worin er, wie ich ihn in Kopenhagen darum bat, die Gedankensummen weiter entwickelte, die in seinem herrlichen kleinen Aufsatz über „die Einheit der Vernunftgesetze im ganzen Universum“ verborgen lagen. Nie werde ich die Freude vergessen, welche mich an dem Morgen durchströmte, als ich zum ersten Mal dieses Schriftchen las, das Oersted mir gegeben hatte, und als die Ahnung der Anwendung, deren sie

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/161&oldid=- (Version vom 4.8.2020)