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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Drei magere Hunde waren mit Stricken an die Zeltpfosten gebunden. (Die Indianer essen ihre Hunde, wenn es ihnen an anderer Nahrung fehlt.) Wir öffneten den aus Fellen bestehenden Vorhang, der die Thüre vorstellte. Ich hatte Schmutz und Armuth zu sehen erwartet, und war jetzt ganz überrascht, eine Art von orientalischem, obschon grobem Luxus nebst großer Behaglichkeit zu erblicken.

Es brannte Feuer auf dem Boden in der Mitte des Zelts, das groß und wohl mit Büffelhäuten bedeckt war. Beim Feuer saßen zwei Männer mit Strichen und Figuren im Gesicht bemalt und schliffen Pfeifen von einer dunkelrothen Steinart. Rings um die Wände des Zelts saßen Weiber und Kinder auf Kissen, die zum Theil zierlich genäht und auf weiße Filze gelegt waren. Einige der Weiber waren mit einem hellrothen Fleck mitten auf der Wange geschminkt und auch der Haarscheitel war roth bemalt. Mit ihren lebhaften dunkeln Augen und ihren fliegenden Haaren sahen sie beim Schein der tanzenden Flammen des Feuers recht hübsch und munter aus. Dabei waren sie freundlich und schienen über meinen Besuch erfreut zu sein. Zwei von ihnen machten mir Platz, um mich zwischen sie zu setzen. Die alten Weiber lachten und schwatzten, und schienen sehr ungenirt. Die jungen waren ernster und schüchterner. Die Männer schauten gar nicht auf, nachdem sie uns zuerst angesehen hatten, sondern fuhren schweigend fort, ihre Pfeifen zu feilen. Ueber dem Feuer hing ein großer Kessel, mit einem Strick an die Sparren oben am Zelt befestigt. Es war Mittagsstunde. Ein junges Weib zu meiner Rechten fütterte ihren kleinen Papoose, der ungefähr drei Jahre alt schien und ebenfalls einen hellrothen Fleck auf jeder seiner halbkugelartigen rothen Wangen trug. „Hoxidan?“ sagte ich, auf das Kind deutend; dieses Wort bedeutet Knabe. „Winnona!“ antwortete sie mit

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/349&oldid=- (Version vom 14.2.2021)