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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Neunundzwanzigster Brief.


Cincinnati (Ohio) 30. November 1850. 

Nur einen Gruß im Geiste und einige wenige Zeilen heute. Denn ich habe soviel zu besorgen, daß ich gleichsam ein wenig kopfwirr bin. Aber es ist wie von süßem Wein.

Ich befinde mich seit dem letzten Dienstag in dem allerschönsten, freundlichsten Hause, wo die allergefälligsten Menschen und Gatten Mr. und Mrs. Stetson, vermögliche kinderlose Leute von mittlerem Alter (so ungefähr 50) ihre Freude darein setzen, Verwandte und Freunde um sich zu versammeln und glücklich zu machen. In einem der verschiedenen Gastzimmer ihres schönen und geräumigen Hauses lebe ich herrlich und in Freuden wie ein Mitglied der Familie. Ein bleicher sanfter und junger Priester, zugleich ein trauernder Wittwer und zwei unverheirathete Frauenzimmer, Verwandte meiner Wirthsleute, bilden außer diesen die Hausgenossenschaft. Mein Wirth, ein riesiger Mann, und sein anmuthiges Weibchen besitzen viel Humor und es fehlt dem Gerichte des Alltagslebens nicht an erquickendem Salze.

Jetzt ein Wort über die Reise von St. Louis her. Sie ging in sechs Tagen auf dem Asia gut und rasch von Statten, trotz der unruhigen Gesellschaft von 24 kleinen Kindern von 10 Jahren bis zum Alter von etlichen Monaten herab. Man mußte zufrieden sein, wenn nur ein Drittel von ihnen schrie. Es waren auch Passagiere von der zweiten und dritten Sorte da, Frauenzimmer, die ihre Pfeife rauchen, sich mit den Fingern schnäuzen und die herkommen und fragen,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/419&oldid=- (Version vom 20.8.2021)