Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band | |
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zunehmenden Volksmenge herrühren, mit welcher das Erziehungswesen bisher nicht gleichen Schritt halten konnte. Aber nach dem Beispiel des Pilgerstaates in neuerer Zeit hat auch der Quäckerstaat sich bedeutend angestrengt, sein Schulsystem gleich dem von Massachusetts organisirt, und schmeichelt sich sogar, wie ich höre, es zu übertreffen. Ob mit Recht, weiß ich nicht. Und jetzt lebe wohl, Philadelphia!
Bergfalk ist nach Schweden zurückgereist; am 26. Juni sollte er von Boston aus an Bord gehen. Er ist in Philadelphia tödtlich an einer Lungenentzündung erkrankt, aber durch homöopathische Behandlung gerettet worden. Während seiner Krankheit und Reconvalescenz hat er Einiges von dem überfließenden Herzen dieses Volkes erfahren, welches für den Leidenden Alles thut und keine Grenze seines Wohlwollens kennt. Und das freut mich sehr. Bergfalk hat in Amerika wie ein guter Schwede gelebt; unaufhörlich arbeitend und forschend im Gesetzeswesen und in Gesetzesfragen, stets sich besinnend: „Was kann für Schweden gut und anwendbar sein?“ Nach Anderem hat er wenig gefragt. Er sehnte sich ungemein nach Hause zurück. Es thut mir leid, daß ich vor seiner Abreise nichts mehr für ihn thun konnte, und daß Fremde an seinem Krankenlager saßen, und nicht seine Landsmännin. Sein Brief sagt mir, daß er in diesen Fremden liebevolle Brüder und Schwestern gefunden habe.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/66&oldid=- (Version vom 4.8.2020)