sich gar übel, in der einen Hand die Palme des Friedens, und in der andern das Schwerdt der Rache zu tragen. Doch wollen wir nicht voreilig urteilen; – wollen wir erst ein wenig spekuliren!“
Wir hatten kaum den Fus auf die Strase gesezt, als wir eine grose Menge Menschen, gliederweise, zum Thore hereinziehen sahen. Sie trugen zum Theil lange Stangen, an denen bunte Fahnen flatterten, oder auch das Bild eines gekreuzigten angeheftet war. Die ganze Menge plapperte ein lautes, uns unverständliches Gebet. Einige Priester begleiteten sie, und alles verriet uns eine religiöse Feyer. Höchst auffallend war uns aber dabei die Gedankenlosigkeit und der Leichtsinn, womit sehr viele von der Menge, diese Art von Gottesdienst verrichteten. Einige sahen, während sich ihr Mund mechanisch bewegte, auf die Zuschauer umher, andre lachten, und andre erlaubten sich so gar mutwillige Nekereien gegen ihre Begleiter. Die Prozession zog in einen der schönsten Tempel der Stadt, wo sie ihre Andacht vor einem Seitenaltare verrichtete,
Johann Gottfried Pahl: Die Philosophen aus dem Uranus. [Andrä], Konstantinopel [i.e. Leipzig] 1796, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Philosophen_aus_dem_Uranus.djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)