einem Esel, oder als graues und grünes Männchen erscheint er. Oft sind Tod und Teufel in den Sagen gleich; dann nimmt er die Gestalt eines Pilgers, die eines großen starken Mannes in dunklem Mantel, die eines stolzen Freiers in hellgrünem Rock und rotem Bart, die eines Zwerges u. a. an. Etwas versteckt ist dann auch noch irgend ein Erkennungszeichen, das Bockshorn, der Bocks- oder Pferdefuß angebracht, der große Hut ist mit einer Hahnenfeder geziert u. a.
Die Seele selber nimmt verschiedene Formen an. Meistens ist sie etwas Materielles, das nur durch eine wirkliche Öffnung entweichen kann; darum müssen bei einem Sterbefall Fenster oder wenigstens die sogenannten Luftscheiben geöffnet werden, sonst kann der Mensch nicht sterben. Zuweilen nimmt die Seele die Gestalt einer Maus, in einigen Sagen die einer weißen Maus an. Die Seelen von Ertrunkenen werden von den Wassergeistern festgehalten, nach einer österreichischen Sage in kleinen mit Deckeln verschlossenen Töpfen, in denen die armen Seelen dann jammern und winseln; auch in feuriger Gestalt, als Irrlicht oder Irrwisch, als Feuergeister oder feurige Männer spuken Verstorbene umher, die meistens als Grenzsteinverrücker, Grenzüberpflüger, Betrüger oder Diebe, also als Gewissenlose ihre Strafe erhalten haben. Wenn man flucht, so fliehen sie, auf Betende gehen sie los. Beim Verfolgen gerät man in einen Sumpf. Im Oberdeutschen heißen sie Marcher, Marchegger oder Marcheversetzer, in Westfalen Schnatgänger oder Fuorenhüpper (Furchenhüpfer).
Wie die Seele der alten Jungfer als Kiebitz über dem Moore flattert, so entfliegt die frommer Wesen wohl als weiße Taube wie in einer schwäbischen Sage, wo die Seelen dreier wegen ihres Glaubens Hingerichteter als weiße Tauben in die Wolken flogen. Als böse Seele enteilt ein schwarzer Vogel dem Körper, und als vor einigen Jahren in einem lippischen Dorfe ein schwarzer Vogel, wahrscheinlich eine Dohle, während der Leichenfeier auf der Diele eines Bauernhofes erschien und unruhig hin und her flatterte, entstand eine panikartige Bewegung.
Die Seele kann den Schlafenden selbst auf kurze Zeit verlassen und als Maus, Kröte oder Schlange dem Munde entschlüpfen. So erzählt Grimm, König Gunthram sei im Walde vor großer Müdigkeit eingeschlafen; der Diener sah dann aus dem Munde seines Herrn eine Schlange laufen,
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)