Zuweilen sind sie am Spinnen und das so schnell, daß die Räder ganz feurig werden. Die Heilquellen Badens standen zur Heidenzeit nach der Sage im Schutze dreier weißer Frauen, den drei Marien, die auch in der Schweiz gekannt sind.
Aus der Naturgeistersage geht die alte Göttersage hervor, die im Laufe der Zeit viel Wandel und Zusatz erfahren hat. Wegen dieses Ursprungs ist ihr Wesen in der gegenwärtigen Überlieferung dem der Dämonen auch ziemlich gleich. Die Göttersage dreht sich immer nur um eine ganz bestimmte Persönlichkeit, in erster Linie um den einstigen Hauptgott, jetzt der wilde Jäger, die großartigste Auffassung des Sturmes, namentlich des Wintersturmes[1] (Zwölfnächte). Er heißt Wotu, Wut, Wode, Waul (in Dänemark König Woldemar), Hackelberg, Hackelbernd, Nacht-, Schimmel-, Höllenreiter, Welt-, Hell-, Nachtjäger, der blecherne Jäger, Schnellerts-, Breit-, Lang-, Schlapphut, auch Berchtold, Ruprecht, Töst, Türst; zuweilen wird er nach historischen Personen, kriegerischen Königen, jagdlustigen Rittern und strengen Vögten genannt; so heißt er Karl der Große, Herodes oder Rods, der Rodensteiner, Berndietrich, Junker Marten, Artur, Roland, Hans Jagenteufel, Hapsberger, oder auch der ewige Jude, St. Hubert und Erzengel Gabriel, endlich auch Nachtrabe, wie er denn vereinzelt in Tiergestalt erscheint, als Raubvogel und Kuckuck, Hund und Schwein, Hirsch und Roß.
Er ist immer der Führer der wilden Jagd, des Nachtgjaids, der wilden Gefahr oder des wilden oder wütenden Heeres, des Wodesheers, Guotisheers oder kurzweg Wuotes. Meistens stürmt er ihr vorauf, oft auf flüchtigem Rosse, oft mit großem Hute bedeckt, der zuweilen von Eisen ist, mit einem blechernen Rock, oft kopflos, wohl gar den Kopf unterm Arm tragend; zuweilen schwingt er einen Speer, manchmal einen Hammer, eine Peitsche; vereinzelt ist er ein einäugiger ewiger Fuhrmann. Ausgangs- und Zielpunkt seines Dahinstürmens sind nicht immer angegeben; er stürmt frei durch die Lüfte dahin, braust durch die rauschenden Waldkronen oder zieht über die Milchstraße; zuweilen kennt die Sage eine bestimmte Bahn, die Heer- oder Fröngasse;
- ↑ E. H. Meyer, Deutsche Volkskunde. S. 346, 347.
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)