As mit Minervakopf von vorn im reich mit drei Rosschweifen gezierten Helm, auf der Rs. Stier stehend nach rechts, darüber entweder Caduceus oder (= Litra, nicht Luceria), im Abschnitt ROMA. Wie der Pegasus das Wappentier Campaniens, so ist der Stier das Wappentier Samniums. Auf ihre Denare, noch im Sozialkriege (90 bis 88 v. Chr.), setzten die Samniten mit Vorliebe ihren Stier, einmal in der packenden Darstellung, in der der Stier die heulende Wölfin mit den Hörnern zu Boden stösst. Die Hoffnung, die diesem Bilde zu Grunde liegt, sollte sich nicht erfüllen. Nicht die Wölfin, sondern der Stier war auch in dem letzten Entscheidungskampfe der unterliegende Teil. An den erwähnten As schliesst der Barren an. Er ist der Gedenkbarren auf die Beendigung des Kampfes der beiden lange ebenbürtig gebliebenen Nationen. Indess stehen der As sowohl wie der Barren in einem bemerkenswerten Gegensatze zu den Siegesmünzen des Jahres 312. Den grössten Teil der Campaner hatte Rom in jenem Jahre auf seiner Seite. Ohne die Befürchtung die Gefühle der Mehrheit zu verletzen durften im Bildnis der Roma, im Symbol der Victoria, in der Zusammenstellung von Adler und Pegasus Siegesfreude und Siegesstolz damals im vollen Masse zum Ausdruck gebracht werden. Anders nach dem Friedensschlusse mit den Samniten. Auch geschlagen blieb der Feind achtunggebietend und noch bluteten frische Wunden. Einzig der Name Roms deutet die Herkunft des Asses an; sonst auf dem As und dem Barren keinerlei römische Zeichen. Minerva eine Gottheit von Freund und Feind gleichmässig verehrt; auf der Rückseite des Asses über dem samnitischen Stier nur der Caduceus, ein Zeichen des Friedens, immerhin auch erinnernd an friedliche Macht; wohl aus diesem Grunde nicht einmal auf allen Stücken vorhanden. Der Barren hingegen trägt auf beiden Seiten ausschliesslich das samnitische Zeichen; es steht zu dem Stier kein römisches Symbol in Parallele. So zeugen diese Monumente von der schonenden Zurückhaltung, die Rom aus Klugheit sowohl wie aus Achtung den Besiegten gegenüber sich auferlegte.
IX. Barren: Elephant )( Schwein. Diese Darstellung ist längst erkannt worden und darf als bekannt vorausgesetzt werden. Der Tradition nach sollen in der Schlacht von Asculum die pyrrhischen Elephanten durch das Grunzen von Schweinen auf römischer Seite in die Flucht getrieben worden sein. Dies war 280. Auf dem Barren ist diese Szene dargestellt. Das Schwein steht grunzend an seinem Orte; auf der entgegengesetzten Seite trottet der Elephant fluchtartig davon. Fünf Jahre später in der Schlacht von Benevent wurden vier pyrrhische Elephanten erbeutet und im Triumphe des Jahres 273 in Rom aufgeführt. Es waren die ersten in Rom gesehenen Elephanten. In dieses Jahr ist der Guss des Barren zu setzen. Er ist hiermit der jüngste sämtlicher Barren. Sein ungemein hohes Relief stimmt bestens zu dem teilweise fast übertriebenen
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)