Relief der schweren Apolloserie, eine Beobachtung, die sehr dafür spricht, dass auch in dieser späten Zeit der Guss der schweren Reihen noch fortging, sowie dass Schwergeld- und Barrenguss erst mit dem Jahre 268 endeten.
Was den schliesslichen Verlauf der Reduktionsepoche betrifft, so würde ein näheres Eingehen auf die einzelnen Nominale der jüngeren Reduktion an dieser Stelle zu weit führen. Erwähnt sei nur, dass nach der ersten vollwichtigen Emission geprägter Unternominale (Sextans bis Viertelunze) eine Pause eintrat, nach der eine weitere Emission folgt, in der die z. T. schon vom Semis und Triens, durchaus aber vom Quadrans bis zur Halbunze geprägten Stücke gerade nur noch auf dem halben Gewicht der älteren Reduktion stehen. Vielfach kommen auch Überprägungen von Trienten auf frühere Sextanten, von Sextanten auf frühere Unzen vor, ein Befund, der Ailly zu dem Irrtum Veranlassung gab, es sei der semilibralen eine quadrantare Reduktion gefolgt. In Wahrheit galten diese effektiv allerdings quadrantaren Stücke dem Werte nach für voll; sie sind das Creditgeld des semilibralen Systems.
Die campanischen Wertlibellen kommen mit einer Ausnahme in ähnlich vermindertem Gewichte nicht vor. Wohl aber tritt in das campanische System nunmehr eine andere Münzgattung ein, die auf dem tatsächlich quadrantaren Gewicht der urbanen Reduktion steht. Dies sind die Ein- und Zwei-Libellenstücke der Halbbürgergemeinden Capua, Calatia und Atella; von Calatia auch die vierfache Libelle (vgl. S. 9). Eine sehr merkwürdige Erscheinung jedoch ist es, dass neben diesen Gemeindemünzen von der römischen „geprägten Serie mit ROMA“ ausschliesslich noch die dreifache Libelle mit dem springenden Stier auf der Rückseite als einziges römisches Kupfernominal und zwar in fortwährend sinkendem Gewicht bis herab zu 5 gr. weiter geprägt wird. Sie bezeugt wie eifersüchtig Rom über seinem Münzrecht wachte; denn anders als eine stete Erinnerung daran, dass eigentlich auch die Kupfermünze römischen Rechtens, die Gemeindeprägung nur geduldet sei, kann diese sonst ganz zwecklose Fortprägung eines einzigen Nominals nicht gedeutet werden.
Mit dem Jahre 268 schliesst die Periode des ältesten römischen Münzwesens. Rom schuf im Denar (X) die allgemeine silberne Reichsmünze; daneben Quinar und Sesterz (V und II S); aber das System ist noch nicht reine Silberwährung, sondern Doppelwährung, denn dem Silber steht im Sextantar-As, im Verhältnis von 1 : 120, ferner seit 241 nach Herabsetzung des Denars auf 3,90 gr. im Unzial-As (= 1 : 112). lange Zeit hindurch das Kupfer noch vollwertig zur Seite. Mit Einführung des Denars erlischt die ganze sonstige Silbermünzung Italiens mit Ausnahme derjenigen der brettischen Landschaft. Ausserdem wird in Capua noch die
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)