Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/233

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ich nehme hier die Gelegenheit wahr, meinen jungen Freunden Einiges über die Künstlerfamilie der Bonifazio im vorübergehen mitzutheilen.

Der älteste Schriftsteller, welcher einen Maler Bonifacio erwähnt, ist der Anonymus des Morelli (S. 62): In casa de M. Andrea di Odoni (zu Venedig) im Jahre 1532: la Transfigurazione de S. Paulo fù de man de Bonifacio Veronese. Im Jahre 1556 erschien das Werk des Francesco Sansovino: Dialogo di tutte le cose notabili che sono in Venezia etc., worin ebenfalls von einem Maler Bonifacio da Verona die Rede ist, und Anselmo Guisconi in seinem im nämlichen Jahre 1556 herausgegebenen Dialogo (betitelt: Tutte le cose notabili e belle che sono in Venezia) zählt zu den vorzüglichsten Malern des Jahrhunderts: Bonifacio da Verona, Giambellino, Giorgione, Pordenone, Tiziano, Paris, Tintoretto und Paolo Caliari. Selbst der Mailänder P. Lomazzo spricht nur von einem Bonifacio Veronese[1]. Andererseits sprechen Vasari[2] und nach ihm Ridolfi, Boschini und Zanetti nur von einen Bonifacio Veneziano.

Es gab also in den Augen all der eben genannten Schriftsteller nur einen Maler dieses Namens, nach dem einen in Verona, nach dem andern in Venedig geboren. Im Jahre 1815 machte Moschini in seiner „Guida di Venezia“ die richtige Bemerkung, daß es zwei Maler Bonifacio gegeben haben müsse, von denen der eine nach dem Necrologium der Kirche von S. Ermagora den 19. Oktober 1553 starb, der andere in Werken vertreten ist, welche mit dem Jahre 1558, ja selbst mit 1579, bezeichnet sind.

Endlich fand der jüngst verstorbene Dr. Cesare Bernasconi aus Verona[3] in einem Register der Brüderschaft,


  1. Trattato dell’ arte della Pittura et Architettura, 1584, p. 684.
  2. Ediz. Le Monnier, Vol. 13, p. 109.
  3. Studj sopra la Storia della Pittura italiana etc. 1864. S. 388 und 389.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/233&oldid=- (Version vom 31.7.2018)