Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/254

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

das andere kleine Rundbild mit der Madonna, dem Kinde und Engeln (No. 27) angewiesen werden. Es ist Kopie nach einem Bilde des Meisters. Ueber das sechste Botticelli’sche Werk der Dresdner Galerie (No. 28) habe ich mich schon bei Besprechung der Bilder des Jacopo de’ Barbari ausgesprochen.

Gehen wir nun an die Betrachtung eines Gemäldes von einem andern großen florentinischen Meister und Zeitgenossen Botticelli’s, welches, dem Hübner’schen Kataloge zufolge, diese Galerie besitzen soll. Dasselbe trägt die No. 29, stellt die „Geburt des Heilandes“ dar und wird dem Domenico del Ghirlandajo oder Dom. Bigordi (nicht Curradi) zugeschrieben. Für diesen großen Maler ist dieß Bildchen doch wahrlich viel zu gering; geben wir es daher mit den Herren Cr. und Cav. der Schule des Mainardi, dem Schwager und Nachahmer des Ghirlandajo.

Die zwei interessanten Längstafeln, No. 41 und 42, von denen die erstere dem Franciabigi, die andere dem Bacchiacca angehört, hängen leider zu hoch und überdem in so schlechter Beleuchtung, daß man sie gar nicht recht genießen kann. Das Monogramm F. C. R. bedeutet Franciscus cristofori (filius). Cristoforo war nämlich der Name des Vaters von Francesco (Francia) Bigi.

In dessen Schule trat Francesco Ubertini, Bacchiacca genannt, nachdem er vorher einige Zeit lang als Lehrling im Atelier des Pietro Perugino zugebracht hatte. – Diese zwei Längstafeln wurden im Jahre 1523 für den reichen Florentiner Benintendi gemalt. In jener Zeit mochte Bacchiacca etwa 28 oder 30 Jahre zählen. Ubertini starb nicht schon im Jahre 1557, wie im Kataloge angegeben ist, sondern etwas später. Ich habe diesem bisher wenig beachteten, nicht uninteressanten florentinischen Maler einige Seiten in meinem Aufsatze über die Borghesegalerie gewidmet[1] und verweise somit meine jungen


  1. Erschienen in der von Lützow’schen Zeitschr. f. bildende Kunst.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)