Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/289

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

doch anderwärts ausübende Künstler, welche in der Kunstgeschichte unerfahren und überdem von den modernen Vorurtheilen ihrer Fachgenossen geblendet sind, damit betraut werden und in Folge davon in den meisten Fällen den ihnen anvertrauten Sammlungen leider eher zum Nachtheil als zum Nutzen gereichen.

Einen andern bedeutenden und in mancher Beziehung werthvollen Zuwachs erhielt die Galerie im Jahre 1874 durch die Acquisition der an seltenen Werken holländischer Meister reichen Sammlung des Aachener Banquiers Suermondt. Neben diesen Ankäufen im Großen hat die intelligente und für den Ruhm der ihr anvertrauten Sammlung begeisterte Direktion keine Gelegenheit versäumt, die Galerie mit neuen und nicht selten sehr bedeutenden Kunstwerken zu bereichern, für die nöthigen Auslagen an ihrem hohen Patron, dem edeln, für alles Gute und Schöne wahrhaft beseelten Kronprinzen, stets einen erfolgreichen Fürsprecher findend. So ist in den letzten Jahren diese Sammlung mit Riesenschritten vorgeschritten und verspricht nicht nur an Gediegenheit sondern auch an Reichthum die andern Galerien bald einholen zu wollen.

In Beziehung auf Prachtwerke der Matadoren der verschiedenen Malerschulen Europas darf freilich, wie schon gesagt, die Berliner Galerie sich noch nicht messen mit den Sammlungen von Dresden und Wien, sie bietet aber schon jetzt dem lernbegierigen Kunstfreunde ein Bild der geschichtlichen Entwicklung der Kunst dar, wie keine andere Sammlung der Welt. In keiner zweiten Galerie findet man in der That die vlämische Schule von den Gebrüdern van Eyck bis auf Rubens und van Dyck so vollständig vertreten; die holländische von Mierevelt bis auf Adriaen van der Werff; die venezianische von Antonio da Murano bis auf Tiepolo; die ferraresisch-bolognesische von Cosmè bis auf Bagnacavallo; die florentinische von Fra Filippo bis auf Alessandro Allori; die umbrische von Fiorenzo di Lorenzo und Melozzo da Forli bis auf Rafffael

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/289&oldid=- (Version vom 31.7.2018)