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geschmückt sind. In diesen Gemälden begegnen wir schon Bildnissen von Männern und Frauen voll Leben und Ausdruck; allein auch hier würden wir vergebens nach jenem schmachtenden Zuge suchen, der für die Schulen von Foligno und für die des Perugino so bezeichnend ist.

Die Malerschule von Fabriano erlangte ihre Berühmtheit nicht sowohl durch Allegretto Nuzi als vielmehr durch dessen hervorragenden Schüler Gentile da Fabriano, vor dessen Wandgemälden in S. Giovanni in Laterano zu Rom (an denen freilich sein Mitarbeiter, der große Pisanello aus Verona, auch Hand angelegt hatte) Roger van der Weyden im Jahre 1450 den etwas gewagten Ausspruch gethan haben soll, Gentile erscheine ihm als der vorzüglichste aller Maler Italiens[1]. Leider sind die ebengenannten Wandgemälde wie auch seine andern Fresken zu Grunde gegangen, so jene im Sacellum des Pandolfo Malatesta in Brescia[2], etwa vom Jahre 1418; ebenso die Malereien im Dogenpalast von Venedig (1420) und die im Dome von Orvieto (1425–26). Nur einige wenige Tafelbildchen dieses Meisters sind uns erhalten geblieben, von denen die Apotheose der Maria mit den HH. Franciscus, Hieronymus, Magdalena und Dominicus in der Breragalerie, ein kleines Madonnenbild in der städtischen Galerie von Perugia und die zwei in Florenz, in der Kirche von S. Niccolò und in der Akademie, die bekanntesten sind. Dieses letztere Bild, die „Anbetung der Könige“ ist wohl das beste unter denselben und wurde von den Kunstschriftstellern auch über die Gebühr gelobt. Seinen großen Zeitgenossen Fra Angelico, Ghiberti, Masaccio, Pisanello gegenüberstellt, gebührt, meiner Ansicht nach, dem Gentile als Künstler eine untergeordnete Stelle.


  1. Siehe Bartolommeo Facio „De viris illustribus“ (S. 44).
  2. Facio „De viris illustribus“, S. 44, „pinxit et Brixiae sacellum amplissima mercede Pandulpho Malatestae“.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/313&oldid=- (Version vom 31.7.2018)