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Auch aus der Reihe der zahlreichen Schüler und Nachahmer des Giambellino finden sich nicht wenige in den Sälen der Berliner Galerie vertreten.

Vom stets würdevollen, wiewohl etwas einseitigen Cima da Conegliano hängen unter No. 2 eine thronende Maria mit dem Kinde und Heiligen, und unter den Nummern 7 und 17 zwei gute Madonnenbilder.

Von Pier Maria Pennacchi sehen wir eine „Pietà“ unter Nummer 1166, Christus im Grabe von Engeln gehalten. Die Herren Cr. und Cav. (II, 227) widmen diesem Jugendwerke des Pennacchi Worte der vollen Anerkennung, in welches Lob wir gern einstimmen, sie fügen jedoch hinzu, daß die Werke aus der Frühzeit dieses Trevisaners so verschieden seien von seinen spätern Arbeiten, daß sie an der Echtheit derselben hätten zweifeln müssen, falls diese „Pietà“ in Berlin nicht bezeichnet wäre. Sie erklären dies Phänomen mit der Annahme, daß Pennacchi, ehe er in’s Atelier des Bellini kam, unter dem Einflusse der Schule des Squarcione in Padua gestanden haben müsse, wodurch seine Werke jenes „Gemisch von Transalpinischem und Paduanischem“ in ihrem Aussehen erhielten, das den Bildern so vieler älterer Maler Norditaliens so wenig Anziehungskraft verleihe. Pennacchi hätte nun gleich nach seiner Ankunft von Padua in Venedig die „Pietà“ mit dem falschen Dürermonogramm (gegenwärtig im Museo Corrèr No. 36) gemalt, ein Bild, dessen verfeinerter Stil den Einfluß der Bellini und der Vivarini verrathe, trotzdem jedoch noch so deutsch im Ausdruck sei, daß das Monogramm Dürer’s und die Jahreszahl 1494 darauf selbst heutzutage noch für baare Münze genommen würden.

Nach dem Urtheil der berühmten Historiographen der

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/426&oldid=- (Version vom 31.7.2018)