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Erst in seiner zweiten Manier (etwa von 1510–1520) erscheint in seinen Werken die Nachahmung Lionardo’s[1].

In seiner dritten, s. g. blonden Manier (von 1520–1529) tritt Luini in seiner vollen Freiheit und Unabhängigkeit uns entgegen. In diese Zeit fallen wohl seine besten Werke, wie z. B. der Freskencyklus im „Monastero maggiore“ zu Mailand; Maria mit dem Kinde, im Besitze der Wittwe Arconati-Visconti zu Mailand; das herrliche Poliptychon in der Pfarrkirche von Legnano; die Fresken in Saronno; die drei Bilder im Dome von Como; die Fresken in Lugano. Vom Jahre 1529 an verstummt alle Kunde über Luini; er dürfte also schon in jenen Jahren gestorben sein. Die Mehrzahl seiner Bilder ist unbezeichnet, ich kenne deren nur vier, die seinen Namen tragen, und alle vier gehören seiner letzten Epoche an[2]. Sowohl er wie auch sein Nebenbuhler Gaudenzio Ferrari sollen, nach


  1. In diese Epoche setze ich z. B. die Madonna mit dem Kinde in der Brera (No. 89); „Modestia e Vanità“ bei Sciarra-Colonna in Rom; die große h. Familie in der Ambrosiana; die Madonna mit dem Kinde und der hh. Catharina und Barbara in der städtischen Galerie zu Pest (No. 173) u. a. m.
  2. Bernardino Luini siedelte Ende des Jahres 1523 von Mailand den Legnano über, woselbst er etwa ein Jahr verweilte und unter andern auch das ebengenannte herrliche Poliptychon malte. Der Vertrag zu diesem seinem Hauptwerk, vom Notar „l’Isolano“ im Jahre 1523 abgefaßt, wurde im erzbischöflichen Palais von Mailand von den betreffenden Theilen unterzeichnet; eine Kopie dieses Vertrages befindet sich im Archive der Pfarrkirche von Legnano. Im Jahre 1525 vollendete Luini seine Fresken in Saronno; im folgenden Jahre wirkte er in Como, von wo aus er einen Abstecher nach Ponte, im Veltlin, machte und daselbst über der Kirchthür die schöne Lunette mit der Maria und dem h. Martinus auf die Wand malte. In den Jahren 1528 und 1529 endlich führte er in Lugano seine Fresken aus.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/498&oldid=- (Version vom 31.7.2018)