einen Anzug zu fertigen, in dem er in die Kälte hinausgehen könne.
„Wozu noch hinausgehen?“ lautete die Frage aller. „Wir müssen doch sterben, die Kulpa ist gekommen.“
„Weil wir hier verhungern müssen.“
„Gut, so werden wir verhungern.“
„Warum eßt Ihr da jetzt noch?“
„Weil wir noch etwas haben.“
„Gut“, dachte Richard, „eßt solange Ihr noch etwas habt, später wird sich das schon ändern.“
Die vier anderen Malayen konnte er nicht dazu bewegen, eine Hand zu rühren, nur Soliman erklärte sich zuletzt bereit dazu, als er sah, wie Richard allein mit der Arbeit begann.
„Glaubst Du, daß wir auch am Ende der Kulpa leben bleiben können?“ fragte letzterer.
„Ich glaube es nicht“, entgegnete Soliman, „aber ich weiß auch, daß Ihr Faringis viel klüger seid als wir armen Malayen, und Du bist noch dazu ein Gelehrter unter den Faringis, und dann hast Du mich auch in Deine Dienste genommen, und so lange ich noch lebe, will ich Dir daher gehorsam sein, denn dem Treuen öffnet sich das Paradies.“
Das war brav gesprochen. Das Kostüm übrigens, welches sich Richard mit Hilfe Solimans herstellte, war das denkbar einfachste. Nur zur Herstellung der Schuhe mußte eine Decke zerschnitten und mit Bindfaden und einer Segeltuchnadel, die der Jäger immer bei sich führte, etwas genäht werden; ebenso war es bei der Anfertigung einer Kapuze; sonst ließ sich Richard nur jedes Bein mit einer Decke umwickeln und letztere mit Schnüren daran befestigen. Auch der Oberkörper wurde gepanzert und dabei für möglichst dichten Abschluß gesorgt; den Hals aber umwickelte man mit einem Streifen, und nachdem dann noch ein Muff für die Hände zusammengerollt worden war, hatte man das erste Polarkostüm fertiggestellt. Richard sah darin wie ein Mehlsack aus. So unbehilflich wie ein solcher konnte er sich
Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)