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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/284

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Aenderungen weist eine zweite Zollrolle auf, welche die Jahreszahl 1660 trägt[1] und nach einem darauf angebrachten Vermerk des Brückenamtsverwalters Valentin Scheffer dem am 11. Februar 1660 als Brückenzolleinnehmer vereidigten Hutmacher Christian Eckart zur Nachachtung eingehändigt wurde. Nicht nur ist eine ganze Menge Posten neu eingefügt, es sind auch wiederum verschiedene Sätze erhöht. Daneben weist aber diese Zoll rolle auch noch eine größere Anzahl Einfügungen von zweiter Hand auf, die sich jedoch nur auf bisher nicht angeführte Waaren beziehen[2]. In dieser Gestalt stimmt die Rolle wörtlich überein mit einer abschriftlich bei den Akten[3] befindlichen Rolle, welche am 25. März 1683 dem zum Brückenzolleinnehmer ernannten Barettmacher Christian Dietrich übergeben wurde und im ganzen 92 Sätze enthält.

Zur Einhebung erhöhter Sätze hätte man, wie den Beteiligten nicht zweifelhaft war, auch nach dem damals geltenden Staats und Verwaltungsrecht der landesherrlichen Genehmigung bedurft. Wie wir aber gesehen haben, setzten sich einige Brückenamtsverwalter hierüber hinweg. Gewissenhaftere trugen Bedenken, aus eigener Machtvollkommenheit Zollerhöhungen zu verfügen. Die Gelegenheit, die landesherrliche Genehmigung zu einer Zollerhöhung einzuholen, fand sich sehr bald. Die Brücke in der Gestalt, welche sie vor dem durch August den Starken veranlaßten Umbau hatte, besaß weder Fußbahnen noch Geländer, sondern nach den Seiten des Stromes nur Zinnen, die aber so niedrig waren, daß hin und wieder eine Person von der Brücke in die Elbe geschleudert wurde. Aus dem Jahre 1695 beispielsweise melden uns die Akten, daß ein Knecht auf der Brücke mit seinem Schlitten vom Winde so auf die Seite geschleudert wurde, daß ein danebengehendes Weib mit einem Tragkorbe über die Zinnen hinweg geworfen wurde; zum Glück fiel sie auf einen Pfeiler und kam mit leichten Verlegungen davon[4]. Der Rath nahm bald darauf, im Jahre 1704, Veranlassung, in einem an den Kurfürsten gerichteten Schreiben vorstellig zu werden, „wie die Seitenlehnen an hiesiger Elbbrücke ziemlich niedrig, dahero auch iezuweilen davon Leüte hinab ins Waßer stürzen und umbs Leben kommen auch mit muthigen Pferdten darüber ohne Gefahr nicht wohl geritten werden könne“. Er plante deswegen eine Erhöhung der Zinnen in der Weise, daß „auf die in der höhe aufgerichtete Steine, noch halb ellichte steinerne Seülenstücke geleget, und darauf mit eisern Dübeln und Klammern dieselben befestiget würden“. Um aber die auf nur 443 Thaler 8 Groschen veranschlagten Kosten des Baues zu decken, wurde gebeten zu genehmigen, „daß von denen über die Brücke gehenden Wagen, so von uhralten Zeiten her in besagtes Geistl. Ambt (das Brückenamt) entrichtet, in Zukunft 6 (.) und von denen so 2 (.) abgestattet, 4. zum Brücken Zoll möge ab. gefordert und eingenommen werden[5]. Durch Reskript der Landesregierung vom 18. September 1705[6] wurde die nachgesuchte Erhöhung ohne jeden Vorbehalt bewilligt und der Rath machte sich an die Ausarbeitung einer neuen, diesmal alphabetisch geordneten Zollrolle, welche nicht weniger als 129 Sätze enthielt. Man begnügte sich aber nicht damit, die Säge von 4 auf 6 Pfennig, von 2 auf 4 Pfennig zu erhöhen (mit Ausnahme der Düngerwagen, die nur eine Erhöhung von 2 auf 3 Pfennig erfuhren), sondern es wurden auch einige andere Sätze erhöht[7]. Die neue Brückenzollrolle trägt das Datum des 21. Mai 1707, die Ausarbeitung hatte also über 1½ Jahr gedauert.

Damit war aber die Entwickelung des Brückenzolltarifs noch nicht abgeschlossen, es traten vielmehr auch im 18. Jahrhundert Erhöhungen einzelner Säße ein im Wege der „Observanz“, insbesondere wurde für eine größere Anzahl von Artikeln, die ursprünglich niedriger tarifiert gewesen waren, der Groschenzoll wie für Centnergut erhoben. Als im Jahre 1826 von einer königlichen Kommission, von welcher noch später die Rede sein wird,

eine Vergleichung der geltenden Zollrolle mit derjenigen


  1. A. VI. 84b, Bl. 29 flg.
  2. Neu eingefügt sind gegen die älteste Zollrolle: zu 1 Groschen: Leder, Leinwand, Papier, Schleif- und Leichensteine, Hausrath nach auswärts, Pflaumen, in 8 Pfennigen: „Wagen so hiesiges Bier oder Trincken hinanß führen", zu 4 Pfennigen: Kraut, Steinkohlen, Schachteln, fremde Bierwagen, Tischler- und Töpferwaaren, Zwiebeln, Meerrettig, Hefen, Schubkarren, Träber, Seifensiederasche, Lohe, Nüffe, zu 3 Pfennigen: Kohlwagen, zu 2 Pfennigen: Pfosten nach auswärts. Erhöht find die Sätze für Mühlsteine, Hopfen, Eisen, Tuch, Centnergut von einheimischen Fuhrleuten nach auswärts, Heringe von 4 Pfennig auf 1 Groschen, Carnier-(Kärrner-) Wagen für jedes Pferd von 2 auf 6 Pfennig, Stroh von 2 (später 3) auf 4 Pfennig, Kühe, Pferde, Stuten von 1 Heller auf 1 Pfennig, Schöpfe und Schafe von ⅓ auf 1 Pfennig. Von zweiter Hand eingefügt sind folgende Sätze: 31 1 Groschen: Glas, Butter, Gips, Wolle oder Garn, Pflocken, Flachs, Speck, Lunten, zu 6 Pfennigen: Schobhüte, Kalk oder Hadern, Senf, Kalb- und Schaffelle, Sauborsten, dürre fische und Heringe zusammen, zu 6 Pfennigen: Ochsenklauen, zu 4 Pfennigen: Weingefäße, Wagen, die Getreide in die Mühle fahren oder das Mehl zurückbringen, Viktualien, leere Wagen, Wagen mit Leinwand auf die Bleiche, Kammacherspähne, Steinbund, Erlenstangen, Böttcherholz, Schildkröten, Semmeln und Leinsamen, Ziegeln und Dachspähne, Bildhauer und Drechslerholz, 3 3 Pfennigen: Steinkohlen nach Alten Dresden, zu 2 Pfennigen: Pläner, Thon oder Lehm, Pfosten, Maien, Dünger.
  3. A. VI. 84 b, Bl. 52 ff.
  4. A. VI. 84 b, Bl. 82.
  5. Ebenda Bl. 94.
  6. Ebenda Bl. 97.
  7. Kohlen von 3 auf 6 Pfennig, Hen und Steinkohlen nach Altdresden von 3 auf 5 Pfennig, Ochsen und Pferde von auf 2 Pfennig. Dürre fische (bisher 6 Pfennig) und Federn (bisher 8 Pfennig) wurden als Centnergut, also mit 1 Groschen tarifiert.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/284&oldid=- (Version vom 18.10.2024)