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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

es von der stillen Pflanzenseele wieder ausgehaucht wird in süßen Düften – so stieg auch aus meinem Herzen Anbetung empor, und ich war Gemeinde und Priester und Altar und Opfer zugleich. Unwillkührlich entblößte ich mein Haupt, und betete im Geist aus ganzer Seele:

„O Gott, wir loben Dich! wir erkennen, daß Du der Herr bist! Dich, den ewigen Vater, betet der ganze Erdkreis an. Zu Dir jauchzen unablässig die Cherubim und Seraphim. Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Zebaoth! – Der Himmel und die Erde sind deiner Majestät und deines Glanzes voll.[1]

Und der Thürmer schien mir wohl anzusehen, daß ich etwas anderes that, als nur ins Weite schauen; denn auch er zog seinen Hut herunter, und sprach halb laut ein Ave Maria. Dabei sah er von der Seite nach mir hin, bedeckte sich wieder,


  1. So beten Morgens die anglikanischen Christen. S. das Common Prayer-book der vereinigten Kirche von England und Irland.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)