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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

als ich es that, – und gewiß ist, um seiner guten Meinung willen, sein Stoßgebetlein nicht leichter befunden worden, als das meinige!


5.

Nun war auch seine Zunge gelöst. Auf dem Wege zum Thurme hatte er nur so viel gesprochen, als die Ehrerbietung von ihm forderte; denn, daß ich auch deutsch sprechen konnte, schien ihm wohl nur eine zu oberflächliche Gemeinschaft. Als er aber aus sympathetischem Gefühl mit mir gebetet hatte, gewissermaßen, um es mir bequem zu machen, da fühlte er sich mir um zehn Stufen näher gerückt, und drei Viertheile seines Herzens neigten sich schon vertraulich zu mir hin. Als ich nun vollends, um der kühlen Morgenluft die Stirne bieten zu können, einen Schluck aus meiner Grogflasche that und sie ihm darreichte, und mein Brod ihm darhielt, das er sich eine Hälfte davon selbst abbreche, da fiel die letzte Scheidewand zwischen uns beiden, und sein Herz lächelte auf seinen Lippen und leuchtete in seinen

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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)