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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

Thurme geschmückt worden, auf welchem wir standen. Die Bürger, fuhr er fort, hätten zwar gar zu gerne unmittelbar unter dem Kaiser gestanden; weil man damals auch schon am liebsten recht viel Freiheit und dabei einen recht mächtigen Schutz dafür haben mochte. Sie mußten aber ihr Gelüste theuer bezahlen. Denn als sie dem Kaiser Otto IV. gegen den Gegenkaiser Philipp beistanden, schickte dieser seine Lothringischen Soldaten über sie, die wie wilde Tiger wütheten. Sogar das Kloster St. Thomas, das da rechts nahe bei der Stadt liegt, – da, wo Sie jetzt die neuen Häuser mit einer Windmühle sehen – selbst das wurde nicht verschont. Eine der Nonnen fingen sie auf, bestrichen ihren nackten Leib mit Honig, wälzten sie in einem Haufen Bettfedern herum, setzten sie dann so befiedert rückwärts auf ein Pferd, und führten sie, überall von Hohngelächter begleitet, durch das Lager. Kaiser Philipp ließ zwar, als er bald hernach hierher kam, die Anstifter dieser Unthat in

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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)