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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

Bei näherer Untersuchung hätten sie erfahren, daß hier vor mehreren Jahren eine Nonne, die ihr Gelübde gebrochen habe, lebendig eingemauert worden sey! – Meine Großmutter behauptete dabei, das sey noch in vielen Klöstern der Brauch. Mich schauerte immer, so oft ich es wieder hörte, und ich glaube, es hat dazu beigetragen, mich vom geistlichen Stande abzuwenden. Hatte doch der Apostel Paulus, selbst nach seiner Bekehrung, noch so viel mit sich zu kämpfen, daß er bitter klagte, wie das Gesetz in seinen Gliedern ihn in der Sünde Gesetz gefangen nehme; wie kann da ein anderer armer Christenmensch mit gutem Gewissen ein Gelübde darauf ablegen, daß er immer siegen wolle und werde? Der Mensch ist ja kein Gott, und er soll überhaupt nicht schwören weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei dem eigenen Haupte; denn das ist immer in des Schöpfers Hand.“ –

Ich freute mich über das richtige Urtheil

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)