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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

schwarzbemäntelten Bettelweiber mit ihren abgegriffenen Rosenkränzen an den Ecksteinen der Kirchenthüren, und auf den Spaziergängen so manche wespenartig geschnürte und überputzte Bürgerstochter mit halbverwelkten Rosen auf den Wangen und trüben Lebens– und Liebeslichtern in den romantisirten Augen. Nicht minder fleißig war ich zu Bonn gewesen und hatte den dunkeln Münster und die hellen Universitätsgebäude besucht, und in den Hörsälen viel Gelehrsamkeit und vielerley Systeme, auf den Lustorten viel Wind und wenig Geselligkeit gefunden. –


2.

So, fast erdrückt von dem Reichthum der altköllnischen Kunst und halb niedergebeugt von der schweren Last der neubonnischen Wissenschaft, fuhr ich an einem duftigen Herbstmorgen dem stolzen Siebengebirg entgegegen, und ließ Kirchen- und Schulstaub von der lebendigen Ostluft aus Augen und Ohren mir wegwehen. Die Lerche wirbelte dem Herrn ihr Morgenlied, gewiß eben so schön, als am ersten bräutlichen Schöpfungsmorgen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)