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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

den Ring an seiner Hand nieder, und sprach mit halber Stimme zu mir: „Ach Herr, Sie wußten ja nicht, was Sie thaten! Ich bin ja nur des armen Thürmers Töchterlein, und Sie sind ein so vornehmer Herr! – Sehen Sie da drüben auf jener Anhöhe, über dem Fahr, da steht noch jetzt die Linde, von der das Lied gesungen hat, und gar oft schon habe ich darunter gesessen, wenn sie blüht und die Bienen darin summen. Aber daneben steht eine alte Kirche, man nennt sie die Feldkirche, und ein Gottesacker läuft um die Kirche, und es steht manch’ Sträuchlein Rosmarin bei den bemoosten Kreuzen. Da habe ich manchmal bei mir selbst gedacht, es werde gewiß einmal ein gar großes Glück, wie die Linde voll Blüthen, über mir aufgehen; aber der Rosmarin wachse mir dann gleich in die gefalteten Hände hinein! – Und mit hinreißender Schwermuth schaute sie nach der Kirche hinüber, die aus einem Walde von Fruchtbäumen hervorragte. Ich wollte dem Mägdlein sagen, der Rosmarin sey ja

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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)