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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222

dort angesiedelt haben und auch eine Brüdergemeinde dort wohnt, und sie alle sich ganz brüderlich mit einander vertragen. Jeder geht da ruhig seinen Weg und verrichtet sein Geschäft, und denkt, daß, wenn man nur seinem Nebenmenschen nicht wehe thut, man von allem Uebrigen nur Demjenigen Rechenschaft schuldig sey, welcher alle Gaben verleiht, und allein beurtheilen kann, wie treu man das Verliehene benutzt habe. Da hat mir auch eben heute Mittag der Küster der protestantischen Kirche von Neuwied, der mich alljährlich an diesem Tage besucht, eine Geschichte erzählt, die er aus dem Munde seines Pfarrers gehört hat, und die gewiß auch Ihnen recht gefallen wird. Der vorige Pfarrer war ein sehr menschenfreundlicher Mann, und hatte nie einen Augenblick sich bedacht, wenn es galt, einem Nothleidenden Hülfe zu leisten. Aber es war ihm frühe eingeschärft worden, und er hatte es aus demüthiger Ehrerbietung für seine Lehrer als wahr angenommen, daß die ungetauften

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Friedrich Wilhelm Carové: Ein Tag auf dem Stadtthurm zu Andernach. In: Moosblüthen, zum Christgeschenk, S. 175-222. Brönner, Frankfurt a.M. 1830, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Tag_auf_dem_Stadtthurm_zu_Andernach.pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)