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Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

Tür und Schwelle die Hinterpfote gequetscht worden war, erschienen als die einzigen Kranken.

Als niemand mehr kam, zündete ich mir eine Zigarre an und legte mich aufs Sofa. Meine Gedanken umkreisten das Erlebnis des Vormittags: eine verrückte alte Jungfer, die einem Hunde zuliebe ein unsinniges Testament machte, und ein lebensfrisches, strahlend schönes Mädchen, das sich die Augen ausweinte, weil der Hund sterben wollte. Diese Augen! Bei dem letzten Bilde meiner Betrachtung blieben meine Gedanken stehen, und ich suchte mir die Einzelheiten der ganzen anmutigen Erscheinung des Mädchens zu vergegenwärtigen. Nein, der Hund mußte gerettet werden; das nahm ich mir fest vor.

Eine Viertelstunde später war ich schon wieder auf dem Wege zu Buchwalds, um nach dem Hunde zu sehen – so wenigstens redete ich es mir ein. Ein wenig aufgeregt stieg ich die teppichbelegten Stufen hinan.

Das Dienstmädchen öffnete, und meine erste Frage galt dem Hunde. Der schlafe, ward mir zur Antwort, hätte sich überhaupt nicht mehr gemeldet, und das Fräulein schlafe ebenfalls, in dem gleichen Zimmer wie der Hund. Sie sei von der Aufregung ganz erschöpft. Aber – wenn der Herr Doktor wolle, würde sie das Fräulein wecken. Natürlich verneinte ich, Morgen würde ich wiederkommen.

Das Dienstmädchen legte mir das Schicksal des Hundes, das mit dem ihrer Herrschaft so eng verknüpft war, nochmals mit eindringlichen Worten ans Herz. Ich solle doch tun, was in meinen Kräften stehe – das Fräulein sei eine so liebenswürdige, gutmütige und freundliche Dame.

Trotzdem ich von diesen ausgezeichneten Eigenschaften

Empfohlene Zitierweise:
Anton Oskar Klaußmann: Eine Null zu wenig (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Null_zu_wenig.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)