Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 2.pdf/24

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Jeder klaate[1] iwer Schmarzen,

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Hie un do — sugar an Harzen;

Schauerig erklang’s von Farn un Nah:
„Influenza, Influenza!“

     Hauptsachlich of un’rer Gruub un un’rer Hitt,
Do schpielte die Kranket manning schlacht mit;

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Immer winger wur’n die Arbterschaa’rn,

Die nein in Schacht kunnten fah’rn.
Un fast wär’n die Buhrmaschiene —
Wu de Leit, wenn a sauer, schien Gald verdiene —,
Ja beinah wärn se schtiehn gebliem,

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Dänn die Arbt’r warn balle aufgeriem.

Kän’ fröhling Laut huur m’r in Schacht,
Schteets wur an dar tückischen Kranket gedacht.
Un huur m’r jetzt dann Gruß: „Glick auf!“
Su war es zwäte Wort: „Influenza!“ drauf.

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     Off d’r Hitt sogs nach schlachter aus,

Die Vorgesetzten wußten fast nett ein noch aus;
Denn jeder Tog, wecher war erschaffen,
Do song se schtets me Arbter erschlaffen.
Zuarscht kam schtets frieh dar Bericht:

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Die un die haan[2] die Kranket gekricht.


     Guter Roth[3] wur nu theier,
Bis daß ausging arscht ä Feier;
Dänn Jeder war krank beinah,
Un hatte Influenza.

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Drim huß es a in dan Zeiten:

„De Hittenleit missen doch schteets leiden;
Do gläbt Manniger, ihr Luus[4] is schien,
Un haan su Vieles auszuschtiehn!“


  1. klaate = klagte.
  2. haan = haben.
  3. Roth = Rath.
  4. Luus = Loos.