Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 5 | |
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Dasser mool off’n Bild, die zeigte auf’n Ort,
Die de do wäärn zum Faldzug fort.
Bisser of jeder Froog[1] goob äne Antwort drauf.
Su freegt äne Mutter oog ihr’n Fritz
Un huuch is d’r Arm wie der Blitz
Un zeigt of än Soldat nu drauf,
Nu hellt äs Freeng fortwährend Schtrich,
Aene freegt nong[2] Franz, de Annere nong Heinrich,
Un jedes Mool is d’r Arm in d’r Heh,
Vor Aanschträngung[3] thutt’r all gans weh.
Doch hot sich wieder äne Fra eingefunden,
Die drickt’ne zwä gute Gresch in d’r Hand
Un freegt: „Wu hot dänn mei Kar’l sän Schtand?“
Do zeigt’r dänn noch dan Vederschten[5] off’n Bild,
Un die Mutter glääbt nu disses Mar’l[6],
Wierer saat: „Dis ist der Frau ihr Kar’l!“
Wu hette sie sich dis in ihr’n Kar’l gedacht,
Derhäm warer su schtille un hie d’r Arschte[7] in d’r Schlacht.
Daß ä paar junge Leit sein derzu gekumme.
Die hatt’n nu all lang zugesahn,
Wie dan Mann waar immerzu Gald gegahn[8];
Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 5. Im Selbstverlag des Herausgebers, Sankt Andreasberg, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_vom_Oberharz_in_Oberharzer_Mundart_von_Louis_K%C3%BChnhold_%E2%80%93_Heft_5.pdf/25&oldid=- (Version vom 30.10.2023)