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nichts als der Mittelpunkt der nutzlosesten Zeitvergeudung, — und was noch schlimmer — geradezu Pflegestätten der geistigen Unduldsamkeit. Ein förmliches Fegefeuer von stillschweigenden, aber darum nicht minder anspruchsvollen Bedingungen mußte passirt werden, um in die Salons des Herrn v. Y. oder der Frau v. Z. gelangen zu können.

Was sollte man für das Bischen Austern, Poulard, Crême, Chablis, Bordeaux und Champagner nicht Alles sein? Amusant, geistreich, gebildet, ein liebenswürdiger Causeur, ein schlagfertiger Redner, ein bewunderter Schriftsteller, ein gefeierter Künstler, oder zum Mindesten ein unverstandener Gelehrter.

Wie ist das nun Alles besser geworden, seitdem uns die praktischen Yankees die Wissenschaft von der Kunst des edlen Pockerspieles über den weiten Ocean herübergesandt haben! Wer in die Geheimnisse dieser heiligen Kunst eingeweiht ist — und wer wäre es nicht? man braucht ja dazu weder geistreich noch gebildet, weder vornehm, noch berühmt zu sein — dem öffnen sich die Zauberpforten unserer Salons ganz von selbst, ohne jede Ceremonie. „Man stammelt", wie mein scharf kritisirender Freund, ebenso boshaft wie zutreffend bemerkt, „nur die nothwendigen Begrüßungsformeln und eilt dann schleunigst an den Pockertisch". Und mein kritischer Freund muß es wissen, denn er selbst ist einer der Ersten und Letzten beim Pockertische. Ach! so ein Pockertisch ist das Vollkommenste, was der rastlose Erfindungsgeist der Gegenwart zur Verhütung von unnützer Zeitverschwendung geleistet. Eine runde, selbstverständlich mit dem unvermeidlichen grünen Spieltuche überspannte Tischplatte; bei jedem Sitze der Leuchter angeschraubt, und neben diesem in einer Vertiefung das Metallschüsselchen zur Aufnahme der Spielmarken. Nicht eine Secunde Zeit- und Kraftverlust durch das Herbeischleppen von Kerzen, Lampen und Geldtassen, Noten oder Münzen gibt es hier; das Abzählen oder gar das Umwechseln des Geldes während des Spieles wäre ja die

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XXX: Die Zeitmaschine (1887). Morgenpost, Wien 1887, Seite 2-1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Extrapost_317_1887-11-28_Die_Zeitmaschine.pdf/5&oldid=- (Version vom 14.9.2022)