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die entweder arme Kinder in Verpflegung oder junge Leute in die Lehre nehmen wollen, oder bei denen Arbeitslose Beschäftigung erhalten, oder Dienstboten Unterkunft finden können. Und sei es, daß auch auf diesem Wege Abhilfe nicht erzielt würde, nun, so ist als letzte Instanz immerhin noch der Verwaltungs-Ausschuß der IV. Abtheilung da, der im äußersten Falle einen localen Uebelstand zur Sache der Gesellschaft zu machen und auf diesem Wege, soweit die Kräfte und Mittel reichen, Abhilfe zu schaffen verpflichtet ist.

 5. Ihr möchtet nun endlich aber auch wißen, ob durch diese bisher dargestellte Art unserer Thätigkeit auch wirklich schon etwas erreicht worden ist? Und ich freue mich, theure Freunde und Brüder, diese Frage nicht verneinen zu müßen. Zwar haben wir kein Rettungshaus gebaut, wie solche, was wir mit Freuden vernommen haben, in Rübenhausen, Erlangen und hier in Nürnberg entstanden sind; wir haben keine Register aufzuweisen, in welchen glänzende Namen mit glänzenden Summen verzeichnet stehen; ja, nicht einmal die Namen derer haben wir aufgeschrieben, an denen wir da und dort Liebe zu üben durch Gottes Gnade gewürdiget waren. Aber das ist Factum, daß sämmtliche, während des kurzen Bestehens unserer Gesellschaft angemeldete arme, verwahrloste Kinder (immerhin freilich nur wenige) in guten Häusern Unterkunft gefunden, daß mehrere Lehrlinge entsprechende Stellen, zum Theil ganz unentgeltlich, erhalten, und einige Familien zur Annahme junger Mädchen und Heranbildung derselben zu ordentlichen Mägden sich erboten haben. Das ist Factum, daß durch die dargestellte Art und Weise, wie wir leibliche Hilfe zu leisten pflegen, schon manches Gemüth geistlich erquickt und gehoben und erbaut und mit jener Kraft aus der Höhe angethan worden ist, die Demuth und Sanftmuth, Geduld und Selbstverleugnung an der Ferse hat und dadurch zugleich Muth und Stärke giebt, jedwedes Kreuz zu tragen. Das ist Factum, daß wir durch den fortwährenden schriftlichen und mündlichen Verkehr, in welchem wir untereinander stehen, nicht allein eine klare Anschauung von dem Umfange der socialen Nothstände in unseren verschiedenen Kreisen bekommen, sondern auch Grundsätze gewonnen haben, nach welchen wir in der Bekämpfung derselben, was zu betonen ist, gemeinsam verfahren. Es kann mir nicht in den Sinn kommen, diese gewonnenen Grundsätze alle aufzuzählen: aber einige der Beschlüße und Gedanken, welche die jüngste Zeit ausgeboren hat, erlaube ich mir, weil sie mir von vorwiegender Bedeutung zu sein scheinen, doch kurz in Erwähnung zu bringen.

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/55&oldid=- (Version vom 4.9.2016)