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(5, 25–6, 10). Zum Schluß dieses von ihm eigenhändig (6, 11) geschriebenen Briefes deckt Paulus den tiefsten Grund des Gegensatzes zwischen ihm und seinen Widersachern auf. Diese wollen der Schmach des Kreuzes entfliehen und suchen (mit der Bekehrung der Galater) nur ihren eigenen Ruhm, während er nichts will als den Ruhm des Kreuzes und die Wundenmale JEsu (Spuren ausgestandener Bekenntnisleiden) an seinem Leibe trägt. Eine neue Kreatur (als die Wirkung des Glaubens) und nicht Beschneidung, sagt er nochmals zusammenfassend, ist das, was Gott gefällt. Wer darin mit ihm einig ist, dem wünscht er Friede, – wer aber nicht, der lasse ihm wenigstens Frieden (6, 11–18).


§ 80.
Die Briefe an die Korinther.
I.

 1. Korinth, eine reiche und blühende griechische Handelsstadt, in der Mitte zwischen dem Morgen- und Abendland gelegen, zugleich ein Sitz aller Bildung, sonderlich der Weltweisheit und Beredsamkeit, aber freilich auch aller Laster, sonderlich der Unzucht und des Betrugs, – diese Stadt hatte in ihrer Mitte eine bedeutende, von Paulus gestiftete, christliche Gemeinde. Denn, nachdem Paulus in Athen von seiner in die Bedürfnisse heidnisch-griechischer Bildung so tief eingehenden Predigt fast keinen Erfolg gesehen hatte, gelang es ihm in Korinth, durch eine überaus einfältige und schlichte Verkündigung des Gekreuzigten (1 Kor. 2, 1–5) eine große Gemeinde zu sammeln, die vornehmlich aus Heiden bestand, welche meist den geringeren Ständen angehörten (1 Kor. 1, 26 ff.). Er verließ Korinth nach 11/2 jährigem Aufenthalt, a. 54 (vgl. Akt. 18, 1–17). Das ihm so innig befreundete Ehepaar Aquila und Priscilla folgte ihm nach Ephesus und blieb an diesem Orte, während er nach kurzem Aufenthalt daselbst nach Jerusalem eilte. In dieser Zwischenzeit, bis Paulus zu längerer Wirksamkeit von Jerusalem resp. Antiochien nach Ephesus zurückkehrte, lernte Aquila und Priscilla den Apollos (Apollonius) kennen. Dieser gelehrte und beredte Alexandriner war bisher ein Johannesjünger gewesen; das fromme Ehepaar lehrte ihn den HErrn JEsum kennen, und nachdem er in der Erkenntnis desselben genugsam gefördert war, ging er nach Korinth, um das Werk des Paulus als Lehrer des Evangeliums dortselbst fortzusetzen (Akt. 18, 24–28); 19, 1; 1 Kor. 3, 6). Dies sollte aber für die Gemeinde verhängnisvoll werden. Die natürliche Vorliebe für den