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Volk Gottes, der Untergang der Weltmacht, das neue Israel der Endzeit, welches im Mittelpunkt der Völkerwelt seinen heilsgeschichtlichen Beruf vollbringt: – das sind die Ideen, welche das ganze Buch überall durchwalten, der Ratschluß Gottes mit der Menschheit und seine Ausführung von der Gegenwart an bis zum Abschluß dieses Weltlaufs ist das das Ganze beherrschende sachliche Prinzip.

 Nachdem in einer Einleitungsrede die Unheilbarkeit des Verderbens Israels geschildert ist (c. 1), wird dieses Verderben dann im einzelnen dargelegt (c. 2–5), damit erhelle, wie es kam, daß der Prophet den Beruf empfing, Gottes Gericht über sein Volk zu verkündigen, ja durch sein Wort herbeizuführen (c. 6). Die Verkündigung des Gerichts selbst im Anschluß an den offenen Abfall des Ahas enthält dann der große Abschnitt c. 7–12, in welchem bezeugt wird, daß dieses abgefallene Israel untergehen muß, daß aber ein Rest bleiben wird, den Immanuel erlöst, wenn er die Weltmacht stürzt und sein Reich aufrichtet (c. 7–12). Der Sturz der Weltmacht wird allen Gott entfremdeten Völkern das Gericht, aber sofern sie sich bekehren, das Heil bringen (c. 13–23). Diese Katastrophe wird für Gottes Volk der Durchbruch zum Heil (c. 24–27). Das tiefgedemütigte und bußfertige Israel wird aus dem Tod zum Leben, aus der Niedrigkeit zur Herrlichkeit eingehen. Die gegenwärtigen Erlebnisse, Bedrängnis und Errettung sind ein Vorspiel auf künftige, allumfassende, endgeschichtliche (c. 28–35).

 Hierauf folgt der Bericht von Sanheribs Einfall und Gottes wunderbarer Erlösung – als Unterpfand der Erfüllung dessen, was der Prophet von Gottes Zorn und Gnade verkündet hat (c. 36. 37). Daneben aber tritt der Bericht von der Sünde des Hiskia als Vorbereitung der Verkündigung des Gerichts durch Babel, welches, an Assurs Stelle tretend, alles erfüllen wird, was Jesaja von Assur geweissagt hat (c. 38. 39).

 Der zweite Hauptteil (c. 40–66) ist angesichts des kommenden Gerichtes geredet. Dies Gericht, bestehend in der Hingabe unter die Gewalt der Heiden, zunächst der Babylonier, ist zwar noch nicht eingetreten (vgl. c. 56, 8–57, 21), aber in gewisser Aussicht; auch sein Ausgang ist vom ersten Teil her gewiß. Es handelt sich nun darum, den Gefangenen Strafe und Trost zu hinterlassen, damit sie daran einen Halt finden und zur Erlösung zubereitet werden. Dies thut Jesaja in drei Abschnitten, die durch den wiederkehrenden gleichen Schlußsatz: „Keinen Frieden haben die Gottlosen“ (48, 22; 57, 21; 66, 24) mit jedesmal vorausgehender drohender und scheltender Schlußrede genugsam markiert sind. Diese drei Teile sind nur Variationen des allen gemeinsamen Themas, haben aber ein jeder für sich einen besonderen Grundgedanken und einen eigentümlichen Grundton, welcher gleich beim Eingang angeschlagen wird. In jedem der drei Teile steht ein anderer Gegensatz im Vordergrund: im ersten Teil der Gegensatz Jehovas und der Götzen, Israels, das des HErrn Zeuge sein soll, und der blinden Heiden; im 2. Teil der Gegensatz des Leidens des Knechtes Jehovas