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(24–35). Zur Rache für sein Volk läßt er sie im Rausch einschlafen und nimmer erwachen, läßt er ihre Bewohner schlachten, macht ihr Land zur Wüste und nimmt ihr alles ab, was sie geraubt hat. Das in Babel gefangene Israel soll bei Zeiten sich in Sicherheit bringen und die gottgeschenkte Möglichkeit zur Rückkehr nach Jerusalem benützen, sie aber die stolze, himmelanstrebende Babel, die an des HErrn Heiligtum sich vergriffen hat, fällt, denn der Stärkere ist über den Starken gekommen (36–58). Bestätigung der Weissagung durch eine symbolische Handlung (59–64).

 Zweiter Anhang. Historischer Bericht über die Erfüllung der jeremianischen Weissagungen über die Stadt Gottes c. 52.


§ 43.
Das Buch des Ezechiel.

 1. Ezechiel, Sohn Busis aus angesehenem Priestergeschlecht, (1, 3) wurde im Jahre 598 v. Chr. mit Jojachin und andern vornehmen Judäern ins Exil geführt (vgl. 2 Kön. 24, 15). Es scheint, daß er bereits in reiferem Alter stand und eine zeitlang priesterliche Dienste verrichtet hatte. Wenigstens war er Zeuge von der Plünderung des Tempels durch Nebukadnezar, 2 Kön. 24, 13 und hatte eine genaue Kenntnis des alten Heiligtums in seinen einzelnen Teilen, vgl. 8, 15–16 u. a. Sein Aufenthaltsort war Tel-Abib an den Ufern des Kebar in Babylonien. Hier war er förmlich ansäßig (3, 24; 8, 1; 24, 18); der Ort war ein Mittelpunkt der Exulanten. Erst im fünften Jahre der Wegführung, wohl infolge der Mitteilung der Weissagungen des Jeremia über Babel (Jer. c. 50. 51), welche die Sicherheit unter den Exulanten wieder steigern mochte, wurde Ezechiel zum Propheten für die Exulanten berufen. Diese sammelten sich oft im Hause des Ezechiel (8, 1; 11, 25; 14, 1; 20, 1; 24, 18 ff.; 33, 31. 32); er führte unter ihnen das geistliche Hirten- und Wächter-Amt (3, 16–21).

 2. Ezechiel hatte zunächst dieselbe Aufgabe für die Exulanten zu lösen, wie Jeremia für die Bewohner von Jerusalem; er hatte ihnen die Zerstörung Jerusalems zu verkündigen (vgl. Ezech. 2, 8 bis 3, 5). Und zwar sollte er ein doppeltes erreichen: 1. mußte der Wahn vernichtet werden, als stehe es nicht wirklich so schlimm um das Volk Gottes, als die Propheten sagen, und als würde Jerusalem nicht zerstört. Es war nachzuweisen, daß Jerusalem wirklich zerstört und das Volk Gottes weggeführt werden wird. 2. Sodann