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Mutes (v. 7 Schluß, v. 8), findet Edom in einem großen Blutbade seinen Untergang (9). – II. Die Ursachen seines schmählichen Untergangs sind seine an dem Brudervolk Jakob begangenen Frevelthaten (10). Am Tage der Einnahme Jerusalems durch fremde Völker hat es zu diesen sich gesellt und sich ihnen gleichgestellt (11). Es frohlockte über Judas Untergang, vergriff sich an dessen Gut, metzelte seine Flüchtlinge nieder und überlieferte sie den Feinden (12–14). Aber der Tag des HErrn ist nahe, da ihnen vergolten wird (15), da, wie die Edomiter auf Zion ein Trinkgelage gehalten haben, so alle Völker den Taumelkelch trinken werden bis zur Vernichtung (16). – III. Das Heil Zions. Auf dem von da an unverletzlichen Zion hingegen wird es dann eine gerettete Schar geben, Juda wird seine früheren Wohnsitze wieder einnehmen (17) und Gesamt-Israel die Edomiter vernichten (18); Juda wird seine alten Grenzen nach allen Seiten hin erweitern (19), und jene Gebiete im Norden und Süden, welche bisher noch nicht eingenommen werden konnten, werden dann die jetzt Weggeführten in Besitz nehmen (20); Helfer kommen nach Zion, um Edom mitzurichten, und Jehovas ist dann das Reich (21).


§ 46.
2. Joël.

 1. Joël, der Sohn Pethuels, weissagte in Juda, wahrscheinlich in Jerusalem (1, 14; 2, 1; 3, 5 u. a.).

 Für Bestimmung der Zeit, in der er weissagte, sind wir auf etliche geschichtliche Anhaltspunkte seines Buches angewiesen. Joël nimmt auf die wunderbare Errettung Judas unter Josaphat bei dem Angriff eines zahlreichen Heeres von Moab, Ammon und von Seir so deutlich in allen ihren Einzelheiten Bezug, daß seine Weissagung als prophetische Deutung jenes Erlebnisses erscheint 2 Chron. c. 20. Der zahllose Feind, die Unmöglichkeit des Widerstandes, die Bittversammlung im Tempel, die tröstende Antwort des HErrn, die geistliche Rüstung gegen den Feind, die wunderbare Vernichtung ohne Israels Zuthun, die Verherrlichung Zions unter den Heiden, der Name Josaphat – all dieses wiederholt sich in Joël, so daß seine Weissagung zu jenem Ereignis eine ähnliche Stellung einnimmt, wie die Weissagung Asarjas 2 Chron. 15, 1–7 zu der Errettung des Vaters von Josaphat, nämlich des Königs Assa. – Wir hätten somit in Joël die früheste Weissagung. – Von manchen Kritikern wird freilich Joël in die nachexilische Zeit gesetzt. Allein die Schilderung des Gog in Ezechiel z. B. hat nach c. 38, 17; c. 39, 8 die Weissagung unseres Propheten zur Voraussetzung, nicht umgekehrt. Der