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Heuschrecken und Dürre (vgl. 4, 7. 8 und 4, 9), jetzt aber ist seine Nachsicht zu Ende, dies der Inhalt der drei ersten Gesichte (7, 1–9). Denn man höhnt das Amos-Wort, als wäre es auf Bezahlung des Königs von Juda hin, gegen Israel gesprochen, wofür er das schwerste Strafgericht ausspricht (10–17). Im vierten Gesicht sehen wir Israel reif fürs Gericht der Gefangenschaft (8, 1–3), denn es ist ein Land voll Unterdrückung (4–6): Gottes Heere werden es überfluten (7–8). Wehe kommt für das Wohlleben in Ungerechtigkeit (9–10), bis man hungert nach Gottes Wort (11–14). Im fünften Gesichte zerbricht der HErr den Altar in Bethel und vergilt den Frevel (9, 1); unentrinnbar ist das Verderben, das der HErr verhängt über sie: was seine gewaltige Hand anrührt, das ist verloren. Israel soll es darin nicht besser gehen, als anderen Völkern, es soll vor diesen keinen Vorzug haben (2–7). Doch ist’s zur Sichtung, daß die Gottlosen und Frommen von einander geschieden werden (8–9). Jerobeams stolzes Reich geht unter, aber Davids Haus wird aus tiefem Verfall wieder aufgerichtet werden. Dann kommt eine Zeit, wo das Volk Gottes das Erbe seiner Feinde einnimmt und Gottes reichen Segen genießt, denn das Volk wird in sein Land wiederkehren und es wieder bauen und ewig sicher darin wohnen (10–15).


§ 49.
5. Hosea.

 1. Hosea (Gotthilf), Sohn des Beeri, ein Bürger des Zehnstämmereichs (1, 1; 7, 5), weissagte unter Jerobeam II. und dessen Nachfolgern, in der Zeit zwischen 790 und 725 (vgl. 1, 4; 10, 14; 12, 2; dazu 2 Kön. 17, 1 ff.), also mehr als 60 Jahre. Sein Wort galt in der Hauptsache dem Reiche Israel.

 2. In der Zeit Jerobeams II. herrscht nach außen Macht, nach innen Wohlstand und das gottesdienstliche Leben zeigt eine besonders reiche Entwicklung; aber es war ein falscher Dienst, weil Abfall vom göttlichen Gebot; denn mit der Erhebung der Dynastie Jehus war keine Lossagung von der Sünde Jerobeams I. erfolgt; mehr und mehr hatte Israels Gottesverehrung heidnischen Charakter angenommen. So trug das Volk trotz dieser Blüte doch den Keim des Verderbens in sich. Dieses Verderben offenbarte sich in seiner ganzen Tiefe nach Jerobeams II. Tod und nach dem Untergang des Hauses Jehu, als Aufruhr, Verschwörung und Königsmord das israelitische Staatswesen zerrüttete und das innerlich haltlose Volk bald bei dieser bald bei jener Weltmacht Hilfe suchte, statt daß es in dem Abfall von seinem Gott die Ursache seines Unglücks erkannt hätte. So war die Verwerfung und die Wegführung in die assyr.