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Gefangenschaft das unausbleibliche Ende. Diesen Zeitverhältnissen entspricht die Verkündigung des Hosea. Unter Jerobeam hielt er dem Volke seine Sünde vor und rief das abtrünnige Israel zur Umkehr (c. 1–3). Nach dem Untergang des Hauses Jehu aber, als die Sünde bis zum Übermaß sich steigerte, verkündigte er dem verderbten Geschlecht das unaufhaltsame gänzliche Gericht, das nur denen Rettung übrig läßt, welche durch dasselbe sich zur Buße treiben lassen (c. 4–14).

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 Hosea bildet eine Ergänzung zu Amos, indem er hauptsächlich den religiösen Grundschaden Israels ins Auge faßt, seinen Kälberdienst und den gesamten inneren Abfall von seinem Gott (c. 8, 4). Einen schroffen Gegensatz bildet in Israel die Außenseite mit dem inneren Wesen, der gottesdienstliche Eifer mit der inneren Untreue, der äußere Anschein blühender Gesundheit mit innerlich vorhandenem Verderben. Der Prophet läßt sich nicht täuschen; unerbittlich deckt er das wahre Wesen des Volkes auf. Dies gibt seiner Rede etwas scharfes, einschneidendes. Es geht ihm die Kränkung und Beleidigung Gottes zu Herzen; auf der anderen Seite aber auch das Unglück, dem sein Volk zutreibt; doch waltet über dem Geschick desselben ein Ratschluß göttlicher Liebe und Treue. Fürs Erste freilich wird die unverbesserliche Ehebrecherin verstoßen und von Gottes Seite jede Bethätigung des Bundesverhältnisses suspendiert; ist aber Israel im Elend zur Einsicht gekommen, so wird Gott es wieder liebreich zu sich rufen, um sich in Gerechtigkeit und Glauben ewig ihm zu verloben. Infolge dieser seligen Aussicht kann Schelten, Drohen und die Klage über den unvermeidlichen Untergang der gegenwärtigen Herrlichkeit sich wandeln in ernste Aufforderung und Bekehrung. – Auch der Kontrast, den in Israels Geschichte die Gegenwart mit der Zukunft bildet, wird vom Propheten lebhaft gefühlt; dies kommt zum Ausdruck z. B. in der unvermittelten Nebeneinanderstellung in c. 1, 1–9 und c. 1, 10–11; überhaupt ist der Prophet kein Freund langer Überleitungen; unvermittelt tritt bei ihm eins an das andere; seine Schreibweise ist kurz, inhaltsschwer, tief. Er lebt in der heiligen Geschichte wie kein anderer seiner Berufsgenossen; von dem Sündenfall Adams bis zum Abfall Israels vom Hause David unter Jerobeam I. und dem Kälberdienst desselben (c. 3, 5 und 5, 11), ja