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Es fällt dem HErrn, dessen Gedanken auf den Ausgang gerichtet sind, schwer, noch länger unter diesem Volk von ungläubiger und verkehrter Sinnensart zu verweilen (37–43). Wie wenig auch die Jünger sich in die Leidensweissagung JEsu zu finden wissen, (v. 44–45), zeigt der eben jetzt unter ihnen sich erhebende Rangstreit (v. 46–48). Hiegegen wendet sich JEsus, ebenso wie gegen eine Engherzigkeit, welche die Sache des Reiches Gottes als Parteisache zu behandeln geneigt ist (v. 49–50).

 3. JEsu Lehrthätigkeit während seiner Wanderung nach Jerusalem c. 9, 51–18, 30.

 Alles was in diesem Abschnitt erzählt wird, sollen wir – scheint es – uns nach Lukas als Begebenheiten auf der letzten Reise des HErrn von Galiläa nach Jerusalem denken; vgl. 9, 21. 13, 22; 17, 11. Diese Reise haben wir uns demnach vorzustellen als eine langsame Wanderung zuerst von West nach Ost durch Südgaliläa (17, 11) dann von Nord nach Süd durch Peräa, durch welches Gebiet auch Matth. und Markus JEsum seinen nach Jerusalem nehmen lassen (Matth. 10, 1; Mark. 10, 1). Der ganze Abschnitt bildet ein dem Lukasevangelium eigentümliches Mittelstück zwischen der Schilderung der galiläischen Wirksamkeit JEsu und der Leidenswoche. Es begegnen uns in diesem Abschnitt viele Worte JEsu, die wir auch schon bei Matth. lesen, aber in einer dem Lukasev. eigentümlichen Gruppierung. Eine Schwierigkeit für die Annahme, daß wir c. 9, 51–18, 30 eine zusammenhängende Schilderung der letzten Reise JEsu nach Jerusalem vor uns haben, bietet allerdings die Erzählung c. 10, 38–42 (Besuch Jesu in Bethanien). Daher sind andere der Meinung, der erwähnte Abschnitt bringe eine (nachträgliche) Sammlung von nur nach sachlichen Gesichtspunkten geordneten Unterweisungen JEsu. (Sollte in Luk. 10, 38–43 eine Andeutung des kurzen Besuchs JEsu in Jerusalem beim Fest der Tempelweihe Joh. 10, 22 ff. enthalten sein?)

 Es folgt also nun eine Sammlung von Lehrsprüchen JEsu v. 9, 51 bis 18, 30, und zwar

 a. von der Nachfolge JEsu und dem Wesen der Jüngerschaft (9, 51–10, 24)

 Der HErr verweist den eifernden Jüngern die Herabrufung des göttlichen Zorns über das ungastliche Samariterdorf (51–56). In drei nur ihres Inhalts wegen zusammengestellten Aussprüchen zeigt der HErr, wie unbedingte Hingebung dazu gehöre, ihm nachzufolgen (57–62). Er sendet 70 Jünger vor sich her auf seiner Reise, unter Predigen und Wunderthun ihm den Weg zu bereiten, und gibt ihnen Verhaltungsregeln für ihren Beruf (10, 1–16), und da sie erfreut über ihre Erfolge zurückkehren, zeigt er ihnen den rechten Grund zur Freude und hält ihnen den Vorzug vor, den seine Jüngerschaft nicht bloß vor den Weisen dieser Welt, sondern auch vor den Gläubigen des A. T. ihnen verleiht (17–24). – Eine zweite Reihe sichtlich gleichartiger Sprüche finden wir 10, 25–11, 13. Es fragt sich hier überall, was erforderlich sei zum ewigen Leben. Da sagt der HErr vor allem jenem Gesetzkundigen, der