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nun die Bergpredigt, die aber bei ihm in kürzerer Fassung als bei Matth. und an die Jünger gerichtet, also als das Lebensgesetz für seine Jüngerschaft erscheint (6, 20–49). Wieder folgen dann 7, 1–10 und 7, 11–17 Beweise von der Macht seines Worts, erst in der Heilung des Knechts des Hauptmanns zu Kapernaum, welcher auf seinen Glauben hin die Erhörung seiner Bitte erlangt, dann in der Erweckung des Jünglings zu Nain, welchen der mitleidige Heiland seiner Mutter wiedergibt.

 Trotz dieser Machterweise findet JEsus keinen Glauben. Selbst der Täufer ist fast in Gefahr, an JEsu Anstoß zu nehmen, weil er nicht in der Weise, wie er gehofft hat, – durch richterliche Offenbarung seiner Herrlichkeit – das Himmelreich auf Erden verwirklicht. Er erhält die Weisung, sich nicht an ihm zu ärgern. Das Geschlecht der Zeitgenossen aber schilt der HErr, weil sie wie vorhin gegen die strenge Weise des Täufers, so nun gegen die freundliche Art des Menschensohnes gleich ablehnend sich verhalten (7, 18–35). Ein andres, das da hindert, daß JEsus Eingang finde, stellt sich in der Erzählung von jener „Sünderin“ dar, die ihrer Sünden Vergebung sucht, während der Pharisäer, der hoffärtig auf sie herabsieht, keine Vergebung zu bedürfen meint (36–50). c. 8, 1–18 zeigt, wie gegenüber der aus Jüngern und Jüngerinnen (v. 1–3) sich sammelnden Gemeinde JEsu das Volk sich selbst um den Segen des gehörten Wortes bringt, weil es das Wort entweder gar nicht in ihre Herzen eindringen oder seine Kraft sich entfalten läßt.

 Im Kreis seiner Gläubigen findet JEsus Ersatz für die Familie (8, 19 bis 21). Unter ihnen offenbart er nun seine Macht, indem er bald dem Sturme auf dem Meere, bald den Legionen der Dämonen gebietet, bald durch die Kraft von seines Kleides Saum die Blütflüssige heilt und dann die Tochter des Jairus von den Toten auferweckt (22–56). Doch nicht bloß zu Zeugen seiner Wunder macht er seine Jünger, er verleiht ihnen auch die Macht, selbst Wunder zu thun, indem er sie – wie zur Probe für ihren zukünftigen Beruf – aussendet, einmal auch selbständig das Wort vom Himmelreich zu verkündigen (9, 1–6). Erst jetzt, auf dem Höhepunkt der galiläischen Wirksamkeit JEsu, hört Herodes von ihm – und wie Thörichtes und Verworrenes (v. 7–9)! Es folgt die wunderbare Speisung der 5000, welche den Abschluß der galiläischen Wirksamkeit des HErrn bildet. Die Glaubensprobe, auf welche JEsus seine Jünger mit der Zumutung stellt, selbst die hungernde Menge zu speisen, bestehen sie zwar noch nicht (10–17); wohl aber legen sie durch den Mund des Petrus auf JEsu Frage, wofür sie gegenüber den schwankenden Meinungen des Volks ihn halten, das feierliche Bekenntnis zu ihm als dem Christ Gottes ab. Daher weiht er sie nun auch in das Geheimnis seines bevorstehenden Leidens ein und zeigt ihnen im Zusammenhang damit auch ihren Leidensweg (18–27). Zugleich stärkt er ihren Glauben durch das wundersame Erlebnis seiner Verklärung, des Vorspiels seiner künftigen Verherrlichung (28–36). Zu der Szene auf dem Berg der Verklärung bildet die Begegnung mit dem Vater des mondsüchtigen (epileptischen?) Knaben einen auffallenden Kontrast.