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Petrus seinen Fall vorher (21–30) und tröstet seine Jünger über seinen Hingang mit der Verheißung seiner Wiederkunft (14, 1–12), der Vollendung ihrer Gottesgemeinschaft, die in dem Gebet im Namen JEsu ihren vollkommensten Ausdruck findet (13–14), und der Sendung des Geistes (15–31); drei Trostgründe, welche, hier nur thematisch angeklungen, in c. 16 ihre weitere Ausführung finden, während er c. 15 die Jünger ermahnt, in der Lebens- und Liebesgemeinschaft mit Ihm zu bleiben unbeirrt durch den Haß der Welt. Den Schluß dieses letzten Zusammenseins bildet das Gebet JEsu um seine Verklärung und um die Bewahrung, Heiligung, Einigung und Verherrlichung der Seinen (c. 17).

 Leiden, Sterben und Auferstehung JEsu (c. 18–20). Auch im Leiden schimmert durch die Niedrigkeit die Herrlichkeit JEsu hindurch: in der Majestät, mit der er vor seine Häscher tritt und nach einem letzten Beweis seiner Macht sich freiwillig ihnen überliefert, und in der Hoheit, mit der er vor Pilatus steht und zu seinem Königtum sich bekennt (c. 18–19, 16), sowie in der Erhabenheit seines freien Ausgangs aus dem Leben, aus welchem er mit dem Bewußtsein seiner gelösten Lebensaufgabe scheidet (17–30), endlich in der Bewahrung seines der Verwesung entnommenen Leichnams und dessen ehrenvollem Begräbnis (31–42).

 Die Ostergeschichte (c. 20) ist dem Johannes eigentümlich. Von besonderer Zartheit ist die Begegnung JEsu mit Maria Magdalena. Ihr folgt die erste Erscheinung im Kreis der Jünger, die JEsus mit dem Geisteshauch seines verklärten Lebens und der apostolischen Vollmacht zur Sündenvergebung begabt; sodann die zweite Erscheinung im Jüngerkreis, durch welche auch der hartnäckige Unglaube des Thomas überwunden wird. Mit dessen anbetendem Bekenntnis: Mein Herr und mein Gott! ist die Höhe des Evangeliums erreicht und das Ziel, zu dem es seine Leser führen will.

 Der Anhang (c. 21), bis auf die zwei letzten Verse jedenfalls von Johannes – doch nicht unmittelbar – herrührend, scheint der Bildung einer durch Mißverstand des Wortes JEsu v. 22 veranlaßten Legende entgegentreten zu sollen, doch geht hierin sein Zweck nicht auf. Die Erzählung von dem wunderbaren Fischzug, in dem sich den Jüngern der Segen ihrer apostolischen Arbeit darstellt, sowie die von der Wiedereinsetzung Petri in sein Apostelamt ist offenbar von selbständiger Bedeutung.


§ 75.
Synoptische Übersicht des Inhalts der vier Evangelien.

 Es sind viele Versuche gemacht worden, eine Übersicht oder Synopse der evangelischen Geschichte nach den vier Evangelien herzustellen. Da aber die Evangelien die Geschichte weniger in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge erzählen, als unter sachliche Gesichtspunkte zusammenordnen, so ist diese Übersicht überaus schwierig und unterliegt im einzelnen immer dem Zweifel.

 Wir geben die Synopse nach Tischendorf.