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doch keine Verkürzung sehen wird, diesen Selbstruhm ihm ersparen sollen (11–18). Zum Schluß droht der Apostel mit unnachsichtlichem Einschreiten gegen die unbußfertigen Sünder, dessen er jedoch durch Selbstzucht der Gemeinde gerne überhoben wäre (12, 19–13, 10) und schließt dann mit einer zusammenfassenden Ermahnung und dem Friedensgruß (11–13).


§ 81.
Der Brief an die Römer.

 1. Anlaß. Nachdem Paulus durch seine beiden Briefe an die Korinther sich den Weg zu dieser Gemeinde gebahnt hatte, kam er seinem Versprechen gemäß selbst nach Korinth. Er verweilte hier drei Monate. Sein nächster Plan war, die Kollekte, die hier und anderwärts für die Muttergemeinde veranstaltet worden war, nach Jerusalem zu bringen, dann aber nach Rom zu eilen. Es war ihm zur heiligen Gewißheit geworden, daß Rom für das Abendland Ausgangs- und Stützpunkt einer apostolischen Wirksamkeit werden müsse, wie es Antiochien für das Morgenland war (Röm. 1, 8–17, vergl. 15, 18–28, besonders 23–28). Er trug sich nämlich bereits mit dem Gedanken, das Evangelium nach Spanien zu bringen. Sein Weg dorthin führte ihn über Rom, und der Apostel freut sich, daß ihm auf diese Weise die Erfüllung seines lange gehegten Wunsches in Aussicht steht, die römische Gemeinde persönlich kennen zu lernen. So will er sich denn bei ihr anmelden und seine persönliche Ankunft vorbereiten. Hierin werden wir die nächste Veranlassung des Briefes zu erkennen haben. Diesem Zweck dient auch die geflissentliche Hervorhebung der bereits zwischen ihm und hervorragenden Gliedern der röm. Gemeinde bestehenden persönlichen Beziehungen (c. 16). Er wollte ihr nicht als ein Fremder erscheinen. (Ähnliches Verfahren beobachtet er in dem ebenfalls an eine ihm nicht persönlich bekannte Gemeinde geschriebenen Brief an die Kolosser c. 4, 10–17). Sollte er aber an ihr den gehofften Stützpunkt für seine in den Westen des Abendlandes zu verlegende Wirksamkeit haben, so mußte er mit dieser Gemeinde auf einem und demselben Boden stehen in dem Urteil über den alles überragenden Wert des Evangeliums, in der Erkenntnis seines Hauptinhaltes und des durch die evangelische Predigt erzeugten Lebens, in der Klarheit über den Weg, welcher dem Missionswerk zwecks der Erfüllung seiner weltumfassenden Aufgabe vorgezeichnet