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wenn er sie zu einem ihrem Christenstand entsprechenden Wandel mahnt (6, 11–7, 1). Aber er will nicht wieder strafen; er spricht lieber seine Freude aus über das endlich erfolgte Zusammentreffen mit Titus und die günstigen Nachrichten von der heilsamen Wirkung seines früheren Briefes, welche ihm der von seinem Aufenthalt in Korinth hochbefriedigte Titus überbrachte (7, 2–16). Hiermit hat der Apostel den Faden von 2, 13 wieder aufgenommen und erzählt nun, welche andere Freude er in Makedonien noch gehabt. Die Sammlung für die Muttergemeinde fiel dortselbst sehr reichlich aus; dies veranlaßt den Apostel, den Titus nochmals mit zwei andern Brüdern nach Korinth zu schicken, um den Abschluß der längst begonnenen Sammlung zu betreiben c. 8, 1–24; wobei er an das christliche Ehrgefühl der Gemeinde appelliert und an den Segen reichlichen und fröhlichen Gebens erinnert (c.. 9, 1–15), damit sie dort doch fleißig wären und nicht hinter den Macedoniern zurückbleiben möchten; auch sendet er zu ihrer Aufmunterung Abgeordnete solcher Gemeinden, die Sammlungen schickten. Möchten sie doch reichlich geben, damit sie dafür reichlich ernten (8, 1–9, 15).

 II. Paulus straft und bedräut seine Widersacher c. 10–12.

 Im Hinblick auf seine bevorstehende Hinkunft nach Korinth schickt der Apostel den Wunsch voraus, dort nicht scharf auftreten zu müssen, wiewohl es ihm an der hiefür nötigen Zuversicht sowohl als Berechtigung nicht fehle, da die korinthische Gemeinde dem ihm von Gott angewiesenen apostolischen Wirkungskreis angehöre, während seine Gegner in fremdes Arbeitsgebiet sich drängten c. 10.

 Die Gemeinde hatte keinen Grund, diesen Eindringlingen bei sich Raum zu geben, die ihr keinen andern JEsus, keinen andern Geist, kein anderes Evangelium gebracht haben, und hinter denen er in nichts zurücksteht. Wenn er auf sein Recht, von der Gemeinde sich unterhalten zu lassen, verzichtet hat und diesen Unterschied zwischen ihm und seinen minder anspruchslosen Gegnern auch ferner fortbestehen lassen will, so thut er das nicht an Mangel an Liebe zur Gemeinde, sondern um jenen die Möglichkeit zu nehmen, ihr (angemaßtes) Aposteltum dem seinen äußerlich gleichartig erscheinen zu lassen, denn die opferwillige Uneigennützigkeit überlassen sie ihm gern allein (11, 1–15). Nur widerwillig läßt der Apostel sich darauf ein, in der Weise seiner Gegner sich zu rühmen und zu diesem Zweck mit ihnen sich zu vergleichen. Es fehlt ihm nichts, dessen sie sich berühmen, aber eins fehlt ihnen, was er hat: sie haben dem langen Register apostolischer Berufsleiden, die er ausgestanden, nichts an die Seite zu stellen. Wohl könnte er sich auch geheimnisvoller Erlebnisse rühmen, in welchen ihm ein Einblick in die Welt der Seligen geschenkt wurde, aber er will sich lieber seiner Schwachheit rühmen, und er gedenkt auch dieser Stunden seliger Erhebung nicht, ohne der das Gegengewicht dazu bildenden Demütigungen zu gedenken, welche ein dämonisch verursachtes körperliches Leiden ihm bringt (12, 1–10). Übrigens hätte die Gemeinde, die den vollen Segen seines Aposteltums erfahren hatte, und darin daß er von ihr keinen Sold nahm,