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– Wie sich Timotheus nicht zur falschen Verzagtheit, so soll er sich auch nicht zum falschen Eifer hinreißen lassen, wie er der Jugend nahe liegt: also die thörichten Streitfragen meiden, denn sie erzeugen Kampf, dagegen in aller Milde Gottes Wort handhaben, um solche, die in Satans Strick geraten sind, zu gewinnen (22–26).

 2. Was den Apostel zu solcher Weisung dringet 3, 1–17.

 Fehlt es jetzt schon nicht an Gliedern der Gemeinde, deren Wesen den Forderungen des Christentums widerspricht, so steht eine Zeit bevor, wo eine Entartung des Christentums eintreten wird, welche mit dem sittlichen Wesen desselben in allen Beziehungen im Widerspruch steht (3, 1–4). Die Leute haben dann den Schein der Gottesfurcht, haben sich aber ihrer heiligenden Kraft verschlossen. Solche soll Timotheus nicht als vollberechtigte Glieder der Gemeinde ansehen, sondern die Gemeinschaft mit ihnen aufheben (5). Es ist für sie kennzeichnend, daß sie in den Häusern umherschleichen und Eingang suchen bei Frauen, welche von Sünden gedrückt sind, die sich, anstatt gründliche Buße zu thun, von ihnen religiös angenehm unterhalten lassen. Solche (Verführer) gleichen jenen ägyptischen Zauberern: sie geben sich den Anschein, etwas zu leisten, nämlich das Werk der Bekehrung, und stehen wie jene im Dienste der Unwahrheit gegenüber dem Dienst der Wahrheit. Aber sie werden auch, wie jene Zauberer, zu schanden werden (6–9). Ein ganz anderes Christentum, bei dem es auch ohne Verfolgung und Leiden nicht abging, hat Timotheus in der Nachfolge des Apostels vor Augen gehabt (10–13); dabei soll er denn auch bleiben, eingedenk dessen, von wem er die Lehre empfangen hat und weil er vermöge seiner Schriftkenntnis auch von ihrer Richtigkeit überzeugt sein muß (14–15). So wird er die Schrift auch recht gebrauchen zu dem, wozu sie dienen will: ganze Gottesmenschen heranzubilden (16–17).

 Und so beschwört er ihn denn schließlich, mit ganzer Hingebung seinem Beruf als Lehrer der Wahrheit obzuliegen, ehe die Zeit kommt, wo die Menschen sie nicht mehr werden hören wollen (4, 1–5). Alles um so mehr, als der Apostel selber dem Ende seiner Laufbahn nahe ist (6–8).

 Schluß c. 4, 9–22. Bitte an Timotheus, daß er bald zu Paulus komme, denn fast alle haben ihn verlassen; verschiedene Aufträge für die Reise des Timotheus nach Rom (4, 9–15). Mitteilungen über den Stand des Prozesses (16–18). Grüße und Persönliches (19–22).


B. Die katholischen Briefe.

§ 92.
Über den Namen und die kirchliche Überlieferung dieser Briefe.

 Neben den Briefen des Paulus finden sich im neutestamentlichen Kanon noch sieben andere, welche von verschiedenen Verfassern herrühren, nämlich zwei von Petrus, drei von Johannes, einer von