Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Wie kann der christliche Volksschullehrer an der Schuljugend Seelsorge üben.pdf/14

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sich dienen; ja er bitte um diesen Dienst, und ehre ihn als Mitarbeit am heil. Werk der Sorge für die Seelen.

 2. Eine zweite Weise, wie der Lehrer mit dem Pfarrer in der Seelsorge cooperiren kann und soll, ist es, wenn der Lehrer die Confirmanden und Christenlehrpflichtigen in diesem ihrem Charakter ehrt und sie nach demselben behandelt. Erstlich darf der Lehrer den Confirmanden und Christenlehrschülern den Besuch des Confirmandenunterrichts und der Christenlehre nicht kürzen oder erschweren, auch soll er dem kirchlichen Unterricht, der den Menschen mehr in Anspruch nimmt, als ein anderer, die besten Stunden willig überlassen. Es ist nicht bloß Erschwerung des geistlichen Amts, wenn die Schüler, nachdem sie erst die ganze Schule durchgemacht, abgespannt und abgemüdet in den kirchlichen Unterricht kommen; es ist Versündigung an den Seelen der Kinder, es ist Verachtung des kirchlichen Unterrichts, welcher fast nur wie ein Anhängsel an den allein wichtigen Schulunterricht betrachtet wird. Endlich sollte der Lehrer den Schülern durch mäßige Belastung mit Hausaufgaben den häuslichen Fleiß, den der kirchliche Unterricht erfordert, ermöglichen. – Aber wichtiger, als alles dies, ist, daß der Lehrer in der ganzen Art der Behandlung der Schüler auf den Geist des kirchlichen Unterrichts eingehe. Dieser zielt darauf ab, die Katechumenen zur kirchlichen Mündigkeit zu führen, zum Genuß der heil. Communion zuzubereiten. Als werdende Glieder der Abendmahlsgemeinde behandelt der Pfarrer die Katechumenen, so sollte der Lehrer auch seine Schüler behandeln. Dies würde den Ton, der durch die Schule geht, heiligen und weihen. Dies würde dem Lehrer eine geweihte Haltung geben und ihn nöthigen, vor den Augen der Schüler einen erbaulichen Wandel zu führen; dann aber würde dem Lehrer dadurch nahe gelegt, das sittliche Betragen der Schüler überhaupt schärfer in’s Auge zu fassen und insbesondere es unter einem höheren Gesichtspunkt zu betrachten. Es sind junge Leute, die demnächst zu Gottes Tische gehen sollen: – wenn der Lehrer das immer im Auge hätte, wie würde ihm dann alles am Schüler, was ihm bis jetzt klein und geringfügig schien, groß und wichtig werden; wie würde es den Ernst seiner Ermahnung steigern, und die Fürbitte im Kämmerlein mehren.

 Das meine ich, wenn ich sage, der Lehrer soll in seinem berufsmäßigen Verkehr eingehen in den Geist der kirchlichen Vorbereitung auf die Confirmation.